Wenn wir in der aktuellen Lage von Energiesparen sprechen, reden wir vor allem von Fremdenergie, die wir zusätzlich von außen nutzen. Wenn wir davon jedoch weniger nutzen können oder wollen, dann führt der Weg neben dem generellen Sparen auch dazu, statt der Fremdenergie wieder mehr Eigenenergie einzusetzen.
Wann fahren wir mit dem Auto, wenn wir radfahren oder zu Fuß gehen können? Wann sitzen wir herum und suchen die Wärme von außen, anstatt uns mehr zu bewegen? Und wie kann uns das Bewusstsein darüber, wo wie viel Energie wir woher nutzen, beim Energie sparen helfen?
Der Ursprung
Jeglicher Energieaufwand, den wir betreiben, ist entweder etwas, wo wir selbst Kraft und Energie aufwenden, oder wir nutzen die Energie, die etwa durch Verbrennung von Holz, Kohle, etc. entsteht – also Fremdenergie. Über die Entwicklungsgeschichte der Menschheit hinweg, vor allem aber in den letzten paar hundert Jahren, haben wir immer mehr unseres Energieverbrauchs auf Fremdenergie ausgelagert.
Das hat uns einen bequemen Lebensstil ermöglicht, aber das Bewusstsein, wie viel Energieaufwand tatsächlich hinter etwas steckt, ist immer weiter in den Hintergrund getreten. Dadurch gehen wir mit dieser Fremdenergie immer verschwenderischer um. Bewusstsein dafür zu schaffen, ist der erste Schritt, um dieser Verschwendung entgegenzuwirken. Als nächstes ist es aber auch wichtig, es uns durch Erfahrungen bewusst zu machen.
Wohnen
Erst mit den steigenden Preisen für Strom, Gas und Holz fangen die meisten von uns an, ernsthaft über das Sparen beim Heizen und co. nachzudenken. Braucht es wirklich im Winter eine Temperatur, bei der wir im T-Shirt in der Wohnung sitzen können? Und muss wirklich das ganze Haus oder die ganze Wohnung geheizt werden? Noch vor hundert Jahren war das alles andere als üblich. Aber immer mehr Wohnräume sind nicht einmal mehr sinnvoll dafür geeignet, selektiv zu beheizen. Sparsam und praktisch scheint sich wohl mit einem bestimmten Design nicht zu vertragen.
Transport
Beim Transport ist schon längere Zeit eine Diskussion in Gange, mehr auf öffentlichen Verkehr zu wechseln. Aber auch der läuft mit Fremdenergie. Unser Lebensstil ist in den meisten Fällen nicht darauf ausgelegt, dass wir den Großteil der Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.
Haushalt
Waschmaschine, Geschirrspüler, Staubsauger, Kühlschrank – alle laufen sie mit Fremdenergie. Das muss nicht per se schlecht sein, wenn etwa Geräte dafür sorgen, dass stattdessen von anderen Rohstoffen, wie etwa Wasser weniger verbraucht wird. Zusätzlich ist aber auch wichtig, dass die Geräte tatsächlich so lange funktionieren und in Verwendung sind, dass es den Initialaufwand der Beschaffung ausgleicht. Dadurch werden wir aber dennoch dazu verleitet, die Geräte öfter oder mehr zu nutzen, als wirklich nötig.
Das “Problem” der Fremdenergie
Generell ist nichts dagegen einzuwenden, dass wir auch Fremdenergie nutzen. Schließlich hat uns die Nutzung des Feuers in unserer Entwicklung sehr viel gebracht. Die Problematik heutzutage liegt vor allem darin, dass wir uns sehr oft viel zu wenig bewusst sind, wie viel Energie wir tatsächlich nutzen, und wie verschwenderisch wir uns noch viel zu oft verhalten.
Die Spritpreise sind dafür ein gutes Beispiel. Benzin war für Jahrzehnte in den USA viel billiger als in Europa. Das hatte einen maßgeblichen Einfuss darauf, welche und wie viele Autos gebaut wurden, wie sie genutzt wurden, und welche Bedeutung sie in den jeweiligen Kulturkreisen bekamen. Diese gefühlt eingeschränkte Verfügbarkeit von Benzin führte etwa dazu, dass in Europa sparsamere Autos entwickelt wurden, und der öffentliche Verkehr stärker ausgebaut wurde. Es war also zumindest zu einem gewissen Grad ein Bewusstsein über die Grenzen vorhanden.
Grenzen erkennen
Bei Eigenenergie merken wir die Grenzen der Verfügbarkeit viel schneller. Wir können besser einschätzen, wann wir über unsere Reserven hinaus gehen. Das beeinflusst unsere Entscheidung, wie viel Energie wir nutzen. Bei Fremdenergie sind wir großteils so weit von der Produktion entfernt, dass wir gar nicht darüber nachdenken, wie viel Energieaufwand das im Vergleich für uns wäre. Also wie viel Energie da eigentlich drin steckt.
Wenn wir etwa das Holz selbst schneiden und hacken müssen, überlegen wir uns sicher dreimal mal, ob wir wirklich schon einheizen müssen, oder doch lieber einen Pullover anziehen.
Entscheidungen anders treffen
Um nun unser Bewusstsein über unseren Energieverbrauch zu schärfen, ist es vor allem wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Was machen wir anders, wenn wir das Haus oder die Wohnung um ein paar Grad weniger heizen? Oder sogar eine Zeit lang gar nicht? Was ist, wenn wir nur bestimmte Räume heizen, wie etwa das Wohnzimmer, aber die Küche und das Schlafzimmer nicht? Was, wenn wir stattdessen immer wieder zwischendurch ein paar Hampelmann-Sprünge oder ähnliches machen, um uns aufzuwärmen?
Oder wie wäre es wenn wir uns entscheiden, für eine Woche alle unsere Wege nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem (nicht-elektrischen) Roller zu machen? Und zwar wirklich alle. Wie schnell bemerken wir, wie viel Zeit und Energie das eigentlich kostet und wie sehr das mit dem aktuellen Lebensstil auf Dauer nur schwer umsetzbar wäre?
Dabei ist es wichtig, dass wir es eben nicht nur intellektuell verstehen, sondern auch erfahren und nicht gleich aufgeben. Dann treffen wir vielleicht auch in Zukunft Entscheidungen nochmal anders. Dadurch kann es vielleicht insgesamt dazu führen, dass wir weniger Fremdenergie unnötig vergeuden, und viel mehr wieder das unglaubliche Geschenk sehen, das wir durch die Fremdenergie bekommen haben.
Fazit
Bei der Frage, ob wir nun Eigen- oder Fremdenergie nutzen geht es nicht darum, das eine zu verteufeln und das andere in den Himmel zu heben. Viel mehr ist es wichtig, dass wir uns nicht einfach nur intellektuell sondern auf körperlicher Erfahrungsebene bewusst machen, wo wie viel Energie drin steckt. Dadurch können wir entweder wirklich darauf umsteigen, Dinge wieder selbst zu machen, oder aber wir setzen die Fremdenergie viel bewusster und mit mehr Dankbarkeit ein.
Weiterführende Quellen
Langsam ist das neue Schnell
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Wertschätzung von Distanzen
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