China und die USA liefern einander ein Kopf-an-Kopf-Rennen um erneuerbare Energie und nachhaltige Investitionen in die Energieproduktion. Doch wo steht Europa?
Dieser Artikel wurde am 8. August 2012 veröffentlicht
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Im Wettstreit zwischen den USA und China um erneuerbare Energie wird mit harten Bandagen gekämpft. Auch in der Windkraft. China subventioniert fleißig. Chinesische Bauteile werden teilweise sogar unter den Herstellungskosten angeboten. Das US-Handelsministerium würde gern die heimischen Konstrukteure ebenso schützen – und darf nicht. Dafür kündigte es zuletzt vorläufige Strafzölle von 13,7 bis 26 Prozent auf chinesische Windkraftanlagen an.

Ob die Strafzölle von Dauer sind, muss sich zeigen und darf bezweifelt werden. Es gibt in den USA bereits finanzielle Handels-Hindernisse für Solarmodule aus China – Peking geht dagegen mit Klagen bei der Welthandelsorganisation WTO vor und die Entscheidung hat Vorbildwirkung für vergleichbare Produktkategorien.

Nebenbei bemerkt sind Strafzölle kein rein amerikanisches Kampfmittel im transpazifischen Ringen. Die Chinesen haben Anti-Dumping-Zölle gegen Autos aus den USA eingeführt, um ihren eigenen Absatz zu schützen.

Windenergie in Europa

Elektrische Energie aus Wind wird meist in den Generatoren produziert, die die riesige Turbine an der Spitze der hohen Türme bewegt. Das Arbeitsprinzip ist das Gegenteil der Funktion eines Ventilators. Der Wind bewegt die Turbine, die die Achse dreht. Diese ist verbunden mit dem Generator – und der produziert aus der Drehung elektrische Energie.

Windturbinen werden – ebenso wie Solarmodule – laufend verbessert. Ein gutes Beispiel ist der deutsche Markt der Turbinen, wo sich die durchschnittliche Kraft von 470 KW im Jahr 1995 auf 1.280 KW im Jahr 2001 und 2.050 KW 2010 erhöht hat. Diese Erhöhung der Kraft wurde freilich nicht durch revolutionäre Neuerungen, sondern ganz einfach durch entsprechende Erhöhung der Größe der Turbinen erreicht. Die meisten heute installierten Windturbinen zeigen eine Nabenhöhe von mehr als 100 Metern, nur 4 Prozent sind niedriger als 60 Meter.

Deutschland als Euro-Schwergewicht

Deutschland war Mitte der Nullerjahre mit über einem Drittel der installierten Windkraftanlagen weltweit führend in der Produktion elektrischer Energie aus dem Wind. 8.750 MW brachten deutsche Anlagen damals ins Netz. Durch das Kopf- an Kopf-Rennen der Giganten hat sich das Kräfteverhältnis drastisch verschoben.

  • In den USA waren 2011 44,7 GW Leistung installiert.
  • In China waren es 52 GW, fast ein Viertel der weltweit installierten Leistung von etwa 215 Gigawatt. Die weiteren Pläne sind ebenso ehrgeizig wie bei der Solarenergie: bis zum Jahr 2020 will Peking auf 200 Gigawatt allein in den Grenzen Chinas aufstocken!
  • Deutschland ist mit gesamt 29 GW installierter Leistung noch immer gut im Rennen auf Platz 3. Jedes Jahr wurden hier kontinuierlich weiter Kapazitäten geschaffen.
  • Insgesamt kommen die EU-Länder insgesamt auf 94 GW aus Windenergie.

94 von 215 GW aus der EU? Nicht ganz die Hälfte der weltweiten Kapazität auf 2,7 Prozent der weltweiten Landfläche? Das klingt nach sehr viel – bis man feststellt, dass diese Leistung nur 6,3 Prozent des Energieverbrauchs in der Europäischen Union abdeckt. Es gibt also sehr viel Spielraum nach oben. Auch die deutsche Regierung sieht die größten Ausbaupotenziale in Sachen erneuerbarer Energie bei den Windfarmen. Mit Abstand.

Bei aller Entwicklung und Investition bleibt die Windkraft nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt ein Zwerg. So wird verständlich, warum die Vertreter der Windkraft so viel Interesse daran zeigen, die Förderungen für fossile und nukleare Energie auszubremsen und den Handel mit Emissionszertifikaten zu beschränken.

In Österreich waren Ende 2010 insgesamt 625 Windenergieanlagen mit einer Leistung von knapp 1 GW aufgebaut. Die Alpenrepublik hat damit Platz 20 der Windstromproduzenten im Vorjahr an Brasilien verloren.

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