Ist die Luftqualität in luftdichten Häusern automatisch besser, weil hier die Emissionen von draußen nicht eindringen können?
Dieser Artikel wurde am 4. März 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In vielen Städten ist die Luftqualität schlecht. Gerade britische Städte, allen voran London, werden in diesem Zusammenhang oft als Negativbeispiel genannt. Luftverschmutzung mindert die Lebenserwartung, erhöht das Risiko an diversen Atemwegserkrankungen, Herzerkrankungen und auch Demenz zu erkranken und hat negativen Einfluss auf unsere kognitiven Fähigkeiten und Leistungen. Gerade Kinder und Personen mit Vorerkrankungen sind diesen Gefahren besonders stark ausgesetzt.

Nun stellt sich die Frage, ob wir in Innenräumen vor der schlechten Luft, die in vielen Städten zum Alltag gehört, geschützt sind. Und sind wir in so einem Fall in älteren Gebäuden schlechter geschützt als in modernen luftdichten Gebäuden mit Ventilationssystemen und Filteranlagen?

Bisherige Untersuchungen haben eindeutige Hinweise darauf geliefert, dass verschiedene Gase und Mikropartikel auch in Gebäuden vorhanden sind und dass die Luftqualität im Inneren eines Gebäudes mit der Luftqualität draußen zusammenhängt. Da Kinder zur besonders gefährdeten Gruppe gehören und sie sich täglich viele Stunden in Schulen oder Kindergärten aufhalten, wurden in verschiedenen Ländern Studien zur Luftqualität in eben solchen Gebäuden durchgeführt.

In London hat man sich die Stickstoffdioxid Werte (NO2) in sechs Einrichtungen angesehen, drei der Gebäude waren moderne, luftdichte Bauten mit Ventilationssystemen, die drei anderen stammen aus der Viktorianischen Epoche und haben alte Holzfenster, die eine natürliche Ventilation mit sich bringen. In den modernen Bauwerken waren die NO2 Werte um rund die Hälfte niedriger als im Freien, in den alten Gebäuden nur um zehn bis 30 Prozent. Eine chinesische Studie hat sich die Verschmutzung mit größeren Feinstaubpartikeln, PM 2,5 und PM 10, angesehen und hier kam man zu einem ähnlichen Ergebnis: in modernen Gebäuden mit Ventilationsanlagen war die Belastung rund 30 bis 50 Prozent niedriger, in älteren Gebäuden nur 10 bis 15 Prozent.

Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass vergleichsweise luftdichte Gebäude, mit Filter- und Ventilationsanlagen eindeutig besseren Schutz vor Luftverunreinigungen bieten. Dass man regelmäßig die Fenster öffnen und Räume lüften soll, gilt heute also vielerorts nicht mehr. Vor allem in großen Städten, in der Nähe vielbefahrener Straßen oder in der Nähe von Industrieanlagen, kann Lüften sogar kontraproduktiv sein. Doch auch Ventilationsanlagen bieten keinen hundertprozentigen Schutz und hier ist es vor allem ausschlaggebend, dass sie fachmännisch gewartet werden und Filter regelmäßig erneuert werden. Auch wo am Gebäude die Luftzufuhr für Ventilationssysteme angebracht ist, hat natürlich Einfluss auf die Luftqualität im Inneren. Luft die Straßenseitig angesaugt wird, ist mit Sicherheit von vornherein stärker belastet, als wenn sie von einer Gebäudeseite einströmen kann, die einer Grünfläche zugewandt ist. 


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