Dieser Artikel wurde am 8. April 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Nach der Veröffentlichung eines Fachartikels in der Zeitschrift “Nature Geoscience“ berichten die Medien jüngst über den Zusammenhang…
Dieser Artikel wurde am 8. April 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Nach der Veröffentlichung eines Fachartikels in der Zeitschrift “Nature Geoscience“ berichten die Medien jüngst über den Zusammenhang zwischen Mangrovenwäldern und Klimaschutz. (Beispiel: ORF-Artikel “Mangroven helfen beim Klimaschutz“). Da lohnt es sich, einen Blick auf den derzeitigen Zustand der Mangrovenwälder zu werfen.

Mangrovenwälder – Einfallsreichtum der Evolution

Mangrovenwälder wachsen rund um den Globus an tropischen und subtropischen Küsten. Um auf salzigem Schlickboden im Wechsel zwischen Ebbe und Flut überleben zu können, hat sich die Evolution für sie etwas ganz besonderes einfallen lassen. Sogenannte Stelzwurzeln sorgen für den nötigen Halt, manche Mangrovenarten speichern das Wasser wie Kakteen, andere können Salz in ihren Blättern speichern. Gemein ist ihnen allen, dass sie ein System aus Atemwurzeln entwickelt haben, deren Spitzen bei Flut noch aus dem Wasser ragen.

Mangrovenwälder als Kinderstube zahlreicher Arten

Die Mangovenwälder sind Heimat zahlreicher Arten. Ihr Schutz und das große Nahrungsangebot liefern ein ideales Angebot. So fühlen sich hier zahlreiche Reptilien, Wasservögel, Affen und  bengalische Tiger besonders wohl wie Muscheln, Schnecken, Seepocken oder die Winkerkrabbe. Langusten und Garnelen leben auf dem nährstoffhaltigen Grund. Korallenfische und Seepferdchen sind nur Beispiele der zwei Drittel aller im Meer lebenden Fischarten, die den Mangrovenwald als Kinderstube nutzen.

Mangroven –  CO2-Entsorger und Küstenschutz

Herabfallende Blätter, Blüten und Früchte ergeben mehr als der Kilogramm organischen Materials pro Quadratmeter. Für den globalen Kohlenstoffkreislauf ist dies sehr wichtig, denn eine riesige Menge gelösten organischen Kohlenstoffs wird in den Mangovenwäldern ins Meer geleitet.

Ein weiterer Nutzen des tropischen Ökosystems ist sein Effekt als Küstenschutz. Stürme und Flutwellen werden von ihnen abgefangen. Im Dezember 2004 wurden so durch den Tsunami in Südostasien besonders die Teile Sumatras und Thailands besonders getroffen, wo der Mangrovenwald schon vollständig zerstört ist. Auch verhindert das weitverzweigte Wurzelsystem Erosion, und in ihm bleibt das Sediment der Flüsse hängen, das ansonsten Riffe und Seegraswiesen ersticken würde.

Garnelen, Palmöl und Hotels verdrängen den Wald

Die Hälfte der weltweiten Mangrovenwälder ist bereits vernichtet. Plantagen für Palmöl und der Bau von Hotels hat den reichhaltigen Lebensraum verdrängt. Doch den größten Anteil an der Zerstörung hat die Garnelenzucht, und da ist es ganz egal, ob man Garnelen, Krabben, Crevetten, Shrimps, Prawns, Gambas oder Scampis verspeist, handelt es sich doch nur um verschiedene Bezeichnungen desselben.

Die Massentierhaltung bedeutet für die Shrimps puren Stress. Damit sie diesen überleben, wird den Zuchtbecken eine gehörige Ladung Antibiotika und Pestizide beigemischt. Sind die Becken nicht mehr zu gebrauchen, bleibt ein Mix dieser Chemikalien zurück und gerät unkontrolliert in die Umwelt. Um neue Teiche bereit zu stellen, müssen immer mehr Mangroven weichen.

Mit den Mangrovenwäldern verschwindet die Lebensgrundlage vieler Menschen

Für die Aufzucht eines Kilogramms Garnelen werden vier Kilogramm Fischmehl benötigt. Für Nachschub aus den ohnehin schon geschrumpften Fischbeständen sorgen die Fangflotten der Ganelenzuchbetreiber; die einheimischen Fischer gehen leer aus. Den Einwohnern geht mit den Wäldern Bauholz, Honig, Früchte und Heilpflanzen verloren. Dinge, die sie sich mangels Geld anders nicht besorgen können.

Bio-Garnelen schützen Mangroven und Fischbestände

Auf die rote, knoblauchgeschwängerte Köstlichkeit muss niemand verzichten. So gibt es Bio-Garnelen, bei deren Aufzucht ökologische und soziale Mindesstandards eingehalten werden. Richtlinien dabei sind die Sorgfältige Standortwahl, der Schutz von Gewässern und umliegenden Ökosystemen, niedrige Besatzdichten und artgerechte Haltung, zertifiziertes Öko-Futter, der Verzicht auf Gentechnik und chemische Zusätze sowie auf Wachstumsförderer oder Hormone, die Zahlung von Mindestlöhnen und vieles mehr.

Bio-Garnelen werden in Österreich von der Austria Bio Garantie zertifiziert und beispielsweise von Yuu N Mee in Kooperation mit dem WWF angeboten. In Deutschland ist beispielsweise der Öko-Zertifizierer Naturland einer der Vorreiter der Auszeichnung nachhaltiger Aquakultur. So kann man mit dem verzehr zertifizierter Meeresbewohner einen Wald schützen.

Quelle: WWF (Hg.): Hintergrundinformation. Mangroven – Lebenskünstler und Lebensspender. Bremen 2005.

Bildnachweis: © Pauline/Pixelio.de

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