Mit dem Rad ist man überall unterwegs: auf der Straße, am Rad- oder Gehweg; man wechselt laufend hin und her, und darf das auch. Ein Rad-Erfahrungsbericht.
Dieser Artikel wurde am 26. September 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Dieser Artikel ist der dritte Teil einer Serie zum Rad- und Autofahren in Wien. Den ersten Teil können Sie hier nachlesen, den zweiten da.

Vorweg

Ein Polizeibeamter hat mir gegenüber bestätigt, dass der Michaelerplatz ein Kreisverkehr ist und deshalb alle zutreffenden Regeln eingehalten werden müssten. Da aber, seiner Aussage nach, dermaßen viele Fußgänger am Platz unterwegs sind, ist es schwierig, hier einerseits die Regeleinhaltung zu fordern, andererseits überhaupt jemanden zu strafen. Darüber hinaus gibt es für Fahrzeuge, die durch die Hofburg fahren, auch eine Beschilderung, die das Fahren gegen den Uhrzeigersinn gestattet.

Seitenwechsel

Autos gehören auf die Straße, Fußgänger auf den Gehsteig, und Radfahrer überall hin. Immer, wenn sich jemand nicht dort befindet, wo er hingehört, gibt es jemanden, der sich aufregt. Fußgänger läuft über die Straße: Gehupe, Gequietsche und Gedeute; Auto parkt falsch: ein Telefonat und schon kommt der Abschleppdienst. Steht das Auto am Radweg, steht es auch im Internet. Fahrrad fährt am Gehsteig: (wenn überhaupt) Aufregung, falls nicht genug Platz ist; aber nur so lange der oder die Radfahrerin nicht absteigt und schiebt.

Im Gegensatz zu den anderen Fortbewegungsmitteln habe ich mit dem Fahrrad die Wahlmöglichkeit, wo ich fahren möchte, und jederzeit die Möglichkeit, mit dem Fahren aufzuhören, zu gehen und das Fahrzeug mit mir mitzunehmen, schiebend oder tragend. Die Wahl des Weges steht mir dabei jederzeit offen.

Ein Beispiel: Ich komme auf der Straße vom Rennweg. Bei der 71er Station fahre ich vor der roten Ampel über die kleine Rampe auf den Gehsteig, lasse mich rüberrollen bis zum Radweg, fahre diesen bis zum Ring, überquere den Ring aber wieder auf der Straße, vorn beim Pub biege ich links gegen die Einbahn in den Radweg ein, der bei der Kärntnerstraße wieder aus ist, und schlängle mich dann durch die Fußgängerzone.

Straße kombiniert mit Radweg, wieder Straße, kurz Gehsteig, und Fußgängerzone. Schwierig ist das weniger für den Radfahrer selbst, sondern für alle anderen, da der Radfahrer unberechenbar ist, weil ihm sehr viele Möglichkeiten offen stehen. Viele Konflikte auf der Straße entstehen dadurch: Missverständnisse und Missdeutungen des Handelns der anderen. Bei Radfahrern passiert das umso häufiger. Den Radfahrern die Anzahl der Möglichkeiten gesetzlich zu beschränken, halte ich für Unfug: damit reduziert man nur die Attraktivität dieser Fortbewegungsart und behindert sich selbst im Versuch, mehr Leute zum Radfahren zu bewegen.

Das Rad überbrückt die Grenzen der unterschiedlichen Verkehrsflächen der Stadt, es wechselt ständig die Seiten. Panta rhei, würde der alte Heraklit da sagen.

Wird fortgesetzt…

Foto: Radfahren im Prater © Martin Skopal, 2012