Fotocredit: Energieleben Redaktion
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Anita Schernhammer arbeitet bei Wien Energie in der Abteilung AMR – Anlagenmanagement Entwicklung und Realisierung Erneuerbare Assets, wo es um die Planung und Entwicklung von Projekten für Windparks, Wasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen geht.
Dieser Artikel wurde am 22. Januar 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Stolz ragt es auf der Donauinsel zwischen den Baumwipfeln empor und erledigt tagein, tagaus seinen Job: 100 Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen. Die Rede ist natürlich von dem Windrad der Wien Energie, das den Schauplatz unseres Profi-Interviews über Windkraft mit Anita Schernhammer zierte. 

Was sind die größten Vorteile von Windkraft?

Ganz einfach – wir haben den Wind und wir haben die Technik und das Know How, um ihn zu nutzen! Die Antriebsenergie steht kostenlos und unbegrenzt zur Verfügung, sie muss nicht importiert werden.

Die Technik ist erprobt und langlebig, sie entwickelt sich auch noch weiter und wird noch effizienter, es sind überwiegend heimische Unternehmen, die profitieren und heimische Arbeitsplätze, die gesichert sind – damit bleibt die Wertschöpfung im Land und im Betrieb entstehen keine schädlichen Gase. Es ist auch ein ganz wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz!

Wie viele Windkraftanlagen gibt es rund um Wien?

In Wien selbst sind es 9 Anlagen, für eine Großstadt ist das durchaus beachtlich. Niederösterreich ist das Bundesland mit den meisten Windrädern, mit Stand 2019 waren das 744 Anlagen. Viele davon im Marchfeld, wo hervorragende Windverhältnisse herrschen.

Gibt es Pläne, diese in Zukunft noch weiter auszubauen?

Natürlich – die österreichische Bundesregierung, die Stadt Wien und auch Wien Energie haben sich ambitionierte Ziele gesetzt, die erneuerbare Stromerzeugung weiter auszubauen. Genau daran arbeiten wir! Immerhin sollen laut dem neuen EAG bis 2030 zusätzliche 11 TWh aus Windkraftanlagen kommen.

Wir stehen hier vor dem Windrad auf der Donauinsel – wie viele Haushalte kann es versorgen?

Die Anlage auf der Donauinsel war eine der ersten in Österreich und ist daher, mit einer Leistung von 230 kW, verhältnismäßig klein. Dennoch können mit der Strommenge, die hier jedes Jahr erzeugt wird, 100 Haushalte ihren Bedarf decken. Moderne Anlagen wie in Oberwaltersdorf mit 3 MW Leistung erzeugen Strom für 2.000 Haushalte, die Entwicklung geht in Richtung 2.500 Haushalte, die ein einziges Windrad versorgen kann!

Fotocredit: Energieleben Redaktion
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Warum ist Windkraft so ein polarisierendes Thema?

Die Anlagen sind groß und somit weithin sichtbar. Oft ist es eine Frage des subjektiven Empfindens: gefällt sie mir, dann ist es ok, gefällt sie mir nicht und ist mir Klimaschutz nicht so wichtig, dann will ich sie nicht in meiner Nähe haben.

Aber es sind nun einmal Kraftwerke, sie erzeugen Strom, und Strom brauchen wir alle. Es ist interessant, dass laut Umfragen überall dort, wo schon Windräder stehen, die Akzeptanz der Bevölkerung höher ist als dort, wo es noch keine gibt. Da sind wohl auch Vorurteile oder die Angst vor dem Unbekannten im Spiel. Aber mit diesem Ansatz „not in my backyard“ – erneuerbare Energien ja, nur nicht in meiner Nähe – lassen sich Ziele nun mal nicht erreichen, es braucht einfach auch Kompromisse.

Welche hartnäckigen Vorurteile können Sie widerlegen?

Lärm: mit den vorgeschriebenen Abständen zu bewohntem Gebiet sind die Anlagen praktisch nicht zu hören. Bei stärkerem Wind sind die durch den Wind selbst verursachten Hintergrundgeräusche bereits stärker zu hören.

Vögel: Auf die Gefährdung von Vögeln wird bei der Genehmigung besonderes Augenmerk gelegt. Der Vogelzug und die Brutbestände werden ein ganzes Jahr lang untersucht und die Planung auf die Ergebnisse abgestimmt, d.h. es können Anlagen verschoben werden oder auch ganz wegfallen. Im Betrieb kommt es zwar vereinzelt zu Kollisionen, andere Ursachen, wie Katzen, Gebäude, Autoverkehr und Lebensraumverlust durch Monokulturen in der Landwirtschaft stellen für Vögel eine größere Bedrohung dar.

 Bemerken Sie ein steigendes Interesse an erneuerbaren Energien?

Ja das Thema ist präsent – und das ist gut so! Wenn die Ziele erreicht werden sollen, um auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen, müssen alle Rahmenbedingungen passen, von der Akzeptanz der Bevölkerung bis hin zur Politik.

Worauf sind Sie bei Ihrer Arbeit besonders stolz?

Dass ich mit meiner Arbeit auch einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung leisten kann!

 

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