Aus der Wurzelrübe des Chicorée lässt sich Hydroxymethylfurfural (HMF) gewinnen, ein Basisstoff für Nylon, Polyester, Perlon und Kunststoffflaschen.
Die Wurzelrübe des Chicorée-Salates ist nicht essbar. Nach der Ernte landet sie auf dem Kompost oder in der Biogasanlage. 800.000 Tonnen sind es, die jährlich in Europa anfallen. Ein enormes Potenzial, so dachten sich wohl die Forscher der Uni Hohenheim. Denn aus der Rübe des Chicorée kann man mit HMF einen wichtigen Grundstoff der Kunststoffindustrie gewinnen.
Substanz aus Chicorée macht Formaldehyd Konkurrenz
HMF ist beispielsweise ein Ausgangsstoff für PEF-Flaschen. Anders als die erdölbasierten PET-Flaschen hat das biobasierte PEF den Vorteil, dass man es wesentlich dünner ziehen kann. Damit spart man Transportkosten und verbessert die Umweltbilanz. Das Chicorée-HMF kann unter anderem auch in der pharmazeutischen Industrie eingesetzt werden und es ist zudem ein möglicher Ersatzstoff für das krebserregende Formaldehyd.
Vom Abfallprodukt zum Erdölersatz
Den Forschern gelang es in einem früheren Experiment bereits, HMF aus Fruchtzucker herzustellen. Die Gewinnung aus Chicorée-Wurzelrüben ist jedoch wesentlich attraktiver, da die Wurzelrüben im Gegensatz zur Fructose nicht essbar sind und somit kein Lebensmittel, sondern ein Abfallprodukt eingesetzt würde.
Die Lagerung und die gleichbleibende Qualität der Chicorée-Wurzelrüben stellen noch eine Herausforderung dar. Chicorée ist ein saisonales Produkt. Die Industrie braucht das HMF jedoch ganzjährig. So arbeiten derzeit Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen an dem zukunftsfähigen Modell der HMF-Gewinnung aus Chicorée, um langfristig erdölbasierten Stoffe überflüssig zu machen.