Proteste haben in Bulgarien zu einem Verbot der Erdgasgewinnung durch die Fracking-Methode geführt. Bulgarien ist damit seit Jänner der zweite EU-Mitgliedsstaat nach Frankreich, der sich gegen diese umstrittene Prozedur zum Abbau des sogenannten Schiefergases stellt. Die Regierung in Sofia befürchtete die Verschmutzung des Trinkwasser und eine erhöhte Erdbebengefahr.
Im Juni 2011 hatte die bulgarische Regierung noch ein Abkommen mit dem US-Unternehmen Chevron unterzeichnet, das dem US-Energieriesen die Förderung von Schiefergas in einem 4.400 km² großen Gebiet um Novi Pazar erlaubte. In Sofia hoffte man, mit der Ressource die Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland zu reduzieren. 300 Milliarden Kubikmeter Schiefergas sollen unter bulgarischem Boden vorrätig sein.
Bulgariens Schiefergasreserven liegen mehrere Tausend Meter tief. Das beim Fracking unter hohem Druck in den Boden gepumpte, mit Chemikalien angereicherte Sand-Wasser-Gemisch bringt ein hohes Risiko der Verschmutzung des Trinkwassers mit sich. Diese Gefahr war vor allem in dem Gebiet um die Stadt Novi Pazar gegeben. Mit einer Petition der Bevölkerung konnten innerhalb eines Monats 15.000 Unterschriften gesammelt werden und mehrere Gemeinde- und Bezirksvertretungen schlossen sich den Protesten gegen das Fracking an. Mit Beginn des Jahres 2012 hatten sich die Demonstrationen bis in die Hauptstadt ausgebreitet. Kurz danach beschloss die Regierung, aus dem Abkommen mit Chevron auszusteigen und Fracking auf dem gesamten Staatsgebiet zu verbieten.
Andere europäisch Staaten in Europa setzen dagegen auf die Förderung von Schiefergas. Die größten Reserven in der EU besitzt Polen. Warschau setzt bei der Stromerzeugung bislang auf Braunkohle, bei den Gaslieferungen ist man von Russlands Energieunternehmen Gazprom abhängig. Zuletzt kam es aber auch in Polen zu ersten Protesten gegen die Schiefergas-Bohrungen.