Das Liegedreirad ist ungleich komfortabler als ein normales Fahrrad mit Diamantrahmen. Drei Dreiräder, die sich sehen (und fahren) lassen können.
Dieser Artikel wurde am 25. Januar 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wenn es ums Fahrrad geht, denken viele an das, was sie kennen. Dann gibt es die Gemeinde der Liegeradfahrer, die von denen, deren Sitzposition höher gelagert ist, immer schief angeschaut werden: schräg nach unten. Zu guter Letzt eine kleine Gemeinde, denen das Liegerad ein Rad zu wenig hat: die Liegedreirad-Fahrer. Zur Fortbewegung eins der bequemsten und effizientesten Rad-Formen, hat sie ihre Nische nie verlassen und kaum die Anerkennung der breiten Masse gefunden. Dabei ist das Liegedreirad jenes Fahrradkonzept, welches für die moderne, urbane Mobilität am meisten verspricht.

Ich möchte hier drei Modelle bzw. Konzepte vorstellen. Allen gemein ist, dass sie als Pedelec oder S-Pedelec angeboten werden oder gedacht sind.

HP Velotechnik Scorpion fs 26 S-Pedelec

HP-Velotechnik Scorpion fs 26 © HP Velotechnik

Der, laut Pressetext, europäische Marktführer bei Liegedreirädern HP Velotechnik hat vor kurzem das bis zu 45 km/h schnelle S-Pedelec Scorpion fs 26 vorgestellt. Es vereint, wie alle Dreiräder, den niedrigen Luftwiderstand der ergonomischen Sitzposition mit der sicheren Straßenlage eines mehrspurigen Fahrzeugs. Die gute Kurvenlage unterstützen technische Finessen wie die Federung aller Räder, eine Einzelradaufhängung vorne, ein Stabilisatorsystem und der lange Radstand.

Der 500W-Motor wird von einer 530 Wh starken 36V Li-Mn-Batterie versorgt. Der Motor kann über Rekuperation in einen Generatormodus umschalten, um Fahrenergie rückzugewinnen.

Für den Mitgründer von HP Velotechnik, Paul Hollants, ist die damit mögliche Geschwindigkeit von enormem Vorteil im Stadtverkehr: “Bei Fahrgeschwindigkeiten um die 45 km/h kann das schnelle E-Trike einfach im Stadtverkehr mitschwimmen. Aufgrund der Breite und der auffälligen Form wird das Trike im Vergleich zu konventionellen Fahrrädern insbesondere von nachfolgenden Verkehrsteilnehmern stärker wahrgenommen und deutlich mehr respektiert. Der Trike-Fahrer selbst fährt mit den Autofahrern auf Augenhöhe, was die gegenseitige Verständigung im Verkehr zusätzlich verbessert.“

Bei einer maximalen Zuladung von 140kg kann man als durchschnittlicher, männlicher Staatsbürger von 80kg noch 60kg Nutzlast mitführen. Mehr als genug, um auch noch den Einkauf mitzunehmen. Dafür benötigt es nur die vielen Packtaschen, die es für den Scorpion gibt.

Einzig der Neupreis von 6.990€ für das S-Pedelec mag da noch ein paar Leute abschrecken. Immerhin würde man für 500€ mehr auch einen Dacia Sandero (Preisliste als .pdf) bekommen. (Das Grundmodell des Scorpion ohne TurboBoost kostet übrigens 3.790€.)

Tripendo

Tripendo © tiexano : Flickr

Eine technische Besonderheit stellt das Tripendo dar: ein Liegedreirad mit Kurvenneigung. Während alle anderen Dreiräder in Bezug auf das Straßenniveau senkrecht stehende Räder haben, kann sich das Tripendo wie ein normales Fahrrad in die Kurve legen. Wie das aussieht, kann man sich hier anschauen.

Damit ist es möglich, eine bedeutend höhere Kurvengeschwindigkeit zu fahren wie mit dem normalen Trike, man ist dynamischer unterwegs und steigert die ohnehin schon flotte Reisegeschwindigkeit noch einmal. Von der Agilität des Gefährts zeugt der Kurvenradius von nur 5m. Dass die restlichen technischen Daten, wie Vollfederung, von höchster Qualität zeugen, versteht sich von selbst.

Zu haben ist das Tripendo auch als Pedelec und S-Pedelec, in diesem Fall mit einem 1500W Radnabenmotor und insgesamt 1660Wh Li-Polymer-Akkus. Damit kommt man auf über 100km Reichweite, und kann damit auch längere Ausflüge mit Motorunterstützung absolvieren. Hinzu kommt noch eine komplette Lichtanlage mit Scheinwerfer, Blinker und Hupe; immerhin steht für das S-Pedelec eine Mopedzulassung ins Haus.

Den Preis für das Rad habe ich angefragt.

Flux

Flux © Leigh Hendrik Cosentino : Behance

Ausschließlich als Konzept und Modell verfügbar ist der Flux von Designer Leigh Hendrik Cosentino. Er hat das Projekt auf der Design-Plattform Behance schon vor einiger Zeit präsentiert. Der Flux soll dabei mehrere Vorteile vereinen: jener eines kleinen, elektrischen Fahrzeugs, Effizenz, ein geringes Gewicht, kompakte Größe, Wetterfestigkeit, und eine ausdrucksstarke Formsprache. Mit einem Aussehen, das mich an eine Wespe, einen Skorpion, oder ein anderes aggresiveres Insekt erinnert, trifft letzteres voll und ganz zu.

Der Fahrer des Flux ist in einer etwas aufrechteren Position als bei einem Liegedreirad: das ermöglicht ein freies Treten und gleichzeitig eine gute Belüftung der geschlossenen Kabine. Ein während der Fahrt konstanter Luftstrom soll den Fahrer oder die Fahrerin von unten her kühlen und nach oben durch die Spitze des Fahrzeugs wieder entweichen. Gelenkt wird, im Gegensatz zu den anderen Rädern, mit einem normalen Lenkrads, das für das Einsteigen aus dem Weg befördert werden kann. Wie das Tripendo lehnt sich auch der Flux in die Kurve, wenn auch erheblich weniger.

Der Designer gibt an, dass man auf einem normalen Parkplatz vier von seinen Trikes abstellen kann.

Ob aus dem Konzept jemals ein reales Fahrzeug wird, steht in den Sternen. Die Kombination der Eigenschaften wäre aber verlockend.

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