Wir sind es gewohnt, über Autos zu verfügen, die in Punkto Distanz alles mitmachen, da sie einfach und effizient zu betanken sind. Klappe auf, Treibstoff rein, Klappe zu; weiterfahren.
Alle aktuellen, auf dem Markt befindlichen Elektroautos haben bekanntlich das Problem, dass zwischen Klappe auf und Klappe zu üblicherweise mehrere Stunden Ladezeit für den Akku verstreichen. Viel zu viel Zeit für den beschleunigten Puls der modernen Welt.
Zwar sagt die Statistik, dass im Schnitt mehr als 90% der Berufspendler in Deutschland mit den Reichweiten aktueller Elektroautos pro Tag ausreichend bedient sind, aber das ändert für die überwiegende Mehrheit der Autofahrer nichts daran, dass sie mit ihrem Fahrzeug alle Strecken fahren möchten – nicht nur 90%.
Die Beschaffenheit aktueller Akkus verhindert, dass Elektroautos auf dieser Front mithalten können mit benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeugen; sie benötigen eine Möglichkeit, den Akku auch während der Fahrt laden zu können. General Motors macht es mit dem Opel Ampera gerade vor, wie man einen Range Extender auf Benzinbasis umsetzt. Die emissionsfreie Alternative der Wahl für Plug-In Hybride ist Wasserstoff.
Mercedes hat mit ihrem aktuellen Forschungsfahrzeug F125! dieses Konzept in eindrucksvoller Weise umgesetzt für das High-End und Luxussegment. Auf der GreenExpo12 konnte ich mir selbst davon ein Bild machen, wie individuelle Auto-Mobilität mittelfristig aussehen kann. Laut den anwesenden Entwicklern benötigen die in diesem Fahrzeug verbauten Technologien durchschnittlich zwischen 8 und 10 Jahren, um am Markt anzukommen.
Zu allen technischen Finessen kommt noch ein durchdachtes Bedienkonzept und Infotainment-System. Die Ingenieure haben versucht, aus dem Auto einen echten Gesprächspartner zu machen, indem sie Touch-, Sprach, und Gestensteuerung miteinander integriert haben, um auch dem Fahrer eine mühelose Interaktion mit dem Fahrzeug zu gestatten. Das System war im Selbstversuch zwar nicht immer sofort bereit, das zu tun, was ich wollte; ob die Fehlerquelle beim Auto oder bei mir lag (“Was will der mit seinem Herumgewachel?”), kann ich angesichts der Kürze des Versuchs nicht sagen.
Die technische Daten des Fahrzeugs:
- Plug-In Hybrid mit Brennstoffzelle
- Reichweite: 1.000 km
- Lithium-Schwefel Hochvoltbatterie mit hoher Energiedichte (350 Wh pro kg)
- Ladung der Batterie per Kabel oder Induktion
- e4MATIC-Allradantrieb mit vier radnahen Elektromotoren und radindividueller Drehmoment-Regelung (Dauerleistung von 231 PS und Spitzenleistung von 313 PS)
- Strukturintegrierter Wasserstoff-Verbundspeicher (Ladedruck von max. 30 bar), Metal Organic Framework
- Karosserie in Hybrid-Leichtbauweise mit hohem Anteil von faserverstärkten Kunststoffen
- Bis zu 50 km rein elektrischer Betrieb
- 4,9 sek von 0 auf 100 km/h
- Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
- Verbrauch: 0,79 kg Wasserstoff pro 100 km (entspricht 2,7l Dieseläquivalent)
- Advanced Driving Assist
Für mich gelten die fahrzeugtechnischen Probleme des Wasserstoff-Hybrids als gelöst, jetzt auch Reichweite inklusive. Die verbauten Technologien werden sich eher rascher innerhalb der Autobauer verbreiten. Unterschiedliche Anbieter werden ähnliche Fahrzeuge bald vorzeigen können.
Die zentralen Fragen in Bezug auf Wasserstoffautos bleiben: Wie wird der Wasserstoff produziert und auf welchen Tankstellen kann ich ihn beziehen? Und wer löst das Henne-Ei-Problem: Die Tankstelle oder das Auto; Was kommt zuerst?
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