Es nicht so, dass wir uns alle unter Symptomen krümmen, sobald wir einen Innenraum betreten, jedoch kommen Unverträglichkeiten in Wohnräumen immer häufiger vor, so wie immer mehr Menschen unter Pollenallergie leiden und die Ursachen hier auch noch nicht ausreichend geklärt sind.
Laut Bremer Umweltberatung ist die Konzentration einzelner Stoffe aus Möbeln und Wohntextilien so gering, dass gesundheitliche Schädigungen ausgeschlossen werden könnten. Jedoch führe die Summe der Substanzen zu Beschwerden wie Reizungen von Augen und Atemwegen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und sogar depressive Verstimmungen. All diese Symptome werden mit den sogenannten “Wohngiften” in Zusammenhang gebracht. Chronische Allergien oder die vermehrte Chemikalienunverträglichkeit können im Extremfall die Folge sein.
In einer Pressemeldung vom 7. April 2011 gibt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) bekannt, dass Chemikalien aus Farben und Möbeln schon in geringer Konzentration Lungenzellen angreifen. Da lohnt es sich beim Möbelkauf genauer hinzuschauen.
Welche Schadstoffe können in unseren Möbeln stecken?
Es gibt eine Unmenge an Schadstoffen in Innenräumen. Im Folgenden sind nur einige Beispiele genannt: Macht man es sich auf Leder oder Polyesterbezügen bequem, kuschelt man sich schon mal an Antimon. Dieses Halbmetall steht im Verdacht Haut und Schleimhäute zu reizen. Wie Blei kann es sich im Körper anreichern und erbgutverändernd wirken. Der Sammelbegriff AOX steht für Verbindungen mit Fluor, Chlor, Brom oder Jod, die in Polstermöbel sitzen, in Heimtextilien hängen oder in Matratzen liegen. Sollten sie ihren Dienst als Flammschutzmittel versagen, entstehen im Brandfall giftige Dioxine.
Chlorphenole in Holz, Polstern oder Heimtextilien können beim Einatmen zu Unwohlsein führen. Chromat in Ledergarnituren führt eventuell zu Kontaktallergien. Ebenso lösen Dispersions-Farben in Heimtextilien und Polster aus Synthetikfasern Allergien aus. Formaldehyd aus Spanplatten, Sperrhölzern, Leder, Schaumstoff, Möbelklebstoff oder Farben kann zu Husten, Asthma und Kopfschmerzen führen. Auch Isocyanate in Schaumstoffen von Kissen, Polstern und Matratzen oder Spanplatten sind hochtoxisch und können Asthma auslösen.
Gifte in Wohntextilien
Um Motten von Wohntextilien fernzuhalten, werden manche von ihnen mit Mottenschutzmitteln behandelt, die das Nervensystem schädigen können. Nitrosamine in Latexprodukten wie Matratzen, Kissen und Polster gelten als krebserregend. Optische Aufheller machen Vorhänge und Teppiche zwar schön weiß, jedoch können sie zu Hautausschlägen führen.
Gegen Pilzbefall in Teppichen werden Organozinnverbindungen verwendet. Sie werden durch Einatmen oder über die Haut aufgenommen und stehen neben Reizungen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Triclosan in Bezugsstoffen von Möbeln und Matratzen wirkt antimikrobiell. Es schädigt allerdings die Hautflora und reichert sich in der Muttermilch an. Wie bei Antibiotika kann es zur Förderung von Resistenzen bei Bakterien und Pilzen führen.
Gibt es gesundheitsschonende Öko-Möbel?
Die Begriffe “Öko-Möbel” oder “Bio-Möbel” sind gesetzlich nicht geschützt und definiert. Es gibt jedoch einige Siegel, die beim Möbelkauf Orientierung bieten, wenn man beim Einrichten auf gesundheitliche und ökologische Kriterien achten möchte. Die oben genannten Substanzen sind dabei beispielsweise verboten oder zumindest auf ein gesundheitlich unbedenkliches Maß reduziert.
Der Blaue Engel
Das Umweltzeichen “Der Blaue Engel” beachtet Umwelt und Gesundheit gleichermaßen. Kritische Stoffe, die krebserregend, fruchtschädigend oder erbgutverändernd wirken, sind hier grundsätzlich ausgeschlossen. Bei Emissionen, beispielsweise von Lösemitteln, Formaldehyd oder flüchtigen organischen Verbindungen, werden Maximalwerte angegeben. Dabei werden die Kriterien von der Produktion über den Gebrauch bis hin zur Entsorgung angesetzt. Zudem verlangt das Abzeichen die Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
ÖkoControl
Möbel mit dem ÖkoControl-Siegel sind aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt (Ausnahme sind Metallbeschläge und Gestelle). Die Oberflächen sind mit Lasuren, Ölen oder Wachsen auf natürlicher Basis behandelt. Die Verwendung von Tropenholz ist verboten und wenn möglich wird FSC- und Naturland-zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet, das frei von Pestiziden ist.
Ein ökologisches Möbel wird aus Sicht von ÖkoControl unter größtmöglichen Verzicht auf Erdölchemie hergestellt. Es ist auf Langlebigkeit ausgelegt und somit ressourcenschonend. Auch die Entsorgung muss möglichst umweltfreundlich sein. Die Schadstoffemissionen in die Raumluft sind unter denselben Kriterien wie beim Blauen Engel minimiert. Darüber hinaus gelten für Wohntextilien die strengen Schadstoffbegrenzungen des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) und der Öko-Tex-Standards (s.u.).
Das Österreichische Umweltzeichen
Möbel mit dem Österreichischen Umweltzeichen dürfen nur geringe Restemissionen organischer Verbindungen aufweisen. Die Formaldehydwerte liegen 50 Prozent unter der gesetzlichen Grenze. Krebserregende lacke, Öle oder leime sind verboten. Das Holz stammt überwiegend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Kunststoffe dürfen nur in funktionellen Teilen oder in der Beschichtung von Arbeitsplatten eingesetzt werden. Bei Matratzen müssen bedenkliche flüchtige Verbindungen auf ein Minimum begrenzt sein, gesundheitsschädliche Chemikalien sind verboten, wo sie an den Körper gelangen können.
Die Europäische Umweltblume
Das Europäische Umweltzeichen achtet beispielsweise bei der Produktion auf die Begrenzung von Energie- und Wasserverbrauch oder auf die Vermeidung von Abfällen. In Hinblick auf Möbeln und Matratzen decken sich die Kriterien weitgehend mit denen des Österreichischen Umweltzeichens. Decken, Kissen und Bettwäsche erhalten das EU-Label nur, wenn gesundheitsschädlichen und sensibilisierenden Chemikalien ausgeschlossen werden können.
Öko-Tex-Standard 100
Textilien, die mit dem Öko-Tex-Standard 100 ausgezeichnet sind, sind frei von krebserregenden oder-verdächtigen Substanzen und allergieauslösenden Farbstoffen. Formaldehyd ist nach den gesetzlichen Bestimmungen reduziert. Der ph-Wert ist neutral und Pestizid- und Schwermetallgehalt halten die Grenzwerte für Nahrungsmittel bzw- Trinkwasser ein.
Quellen:
- Jörg Aberger: Flüchtige Chemikalien aus Farben und Möbeln verändern Lungenzellen schon in geringer Konzentration; Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) vom 7. April 2011.
- Website des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
- Website der Bremr Umweltberatung
- Website “Die Grüne Linie”
Bildnachweis: © Stella/Pixelio.de
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