Dieser Artikel wurde am 11. März 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Freie Marktwirtschaft, Neoliberalismus und Demokratie scheinen eine nachhaltige Entwicklung auszuschließen, wie die Entwicklung der letzten 20 Jahre…
Dieser Artikel wurde am 11. März 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Freie Marktwirtschaft, Neoliberalismus und Demokratie scheinen eine nachhaltige Entwicklung auszuschließen, wie die Entwicklung der letzten 20 Jahre zu zeigen scheint. Nach dem Zusammenbruch des „real existierenden“ Sozialismus hat sich erwiesen, wie sehr Karl Marx recht gehabt hat, sein Name und die Idee mit dem „K“ sind aber mit einem Fluch belegt.

 

Der Staat als Institution die Bürger vor der Freiheit der anderen zu schützen

In einer Diktatur schützten Legislative und Exekutive den Staat, also den Despoten vor den Bürgern. In Demokratien sollen diese „Staatsgewalten“ dafür sorgen, dass jeder Bürger in Freiheit leben kann, ohne von den Freiheitswünschen seines Mitbürgers behindert zu werden. Beide Systeme sind ohne Weiteres nicht geeignet, eine nachhaltige Entwicklung zu garantieren.

Die Diktatur, als monarchisches System oder Staatsmonarchie, wie in den noch existenten totalitären Staaten wie Korea oder China, kann nur gedeihlich funktionieren, wenn die Führungsclique frei nach Macchiavelli das Wohlergehen der Bürger als oberstes Ziel verfolgt. Das wäre also das System des „guten Königs“. Sozialistische Staaten nach 1917 hatten grundsätzlich dieses Ziel, wurden an einer ungehinderten Entwicklung aber durch den Zwang zur „Rivalität“ mit den westlichen kapitalistischen Staaten daran gehindert – siehe die nunmehr schon 60-jährige Blockade Kubas. Gleichwohl zeigt das heutige China, wie ein totalitärer Staat wirtschaftlich durchaus erfolgreicher sein kann, als die neoliberalen westlichen Industriestaaten. Ein neuer Umweltschutz und nachhaltiges Energiesystem können „per ordre de Mufti“ angeordnet und umgesetzt werden, China investiert bereits weitaus mehr in den Klimaschutz als alle so fortschrittlichen Industrieländer. Gleichzeitig muss sich der Staat intensiv gegen die aufkeimenden Freiheitsbestrebungen seiner Bürger schützen.

Demokratien haben das Problem, dass in regelmäßigen Abständen Wahlen die Politiker zwingen, sich als die idealen Fürsten zu präsentieren, in immer alberneren Kampagnen. Der Gipfel dieser Idiotie ist zurzeit der Vorwahlkampf der Republikaner in den USA. Letztlich sind diese albernen Protagonisten aber nur die Marionetten einer längst die globalen Entwicklungen beherrschenden Fürstenclique, heute in Person von Banken und global operierender Konzerne. Diese werden dort vor den Freiheitsbestrebungen der Bürger geschützt.

Besteht der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie also nur noch in dem anderen Namen und das die Führungsclique – in der Diktatur – offiziell bekannt ist?

 

Nachhaltigkeit verlangt Einsicht in die Notwendigkeit

„Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“ ist einer der wichtigsten Sätze aus den Schriften von Karl Marx. Diese Notwendigkeit ist eigentlich schnell ausgemacht, jedem Lebewesen auf dieser Erde fast in den Genen mitgegeben. Sie besteht darin, den eigenen Nachwuchs zu fördern und ihm eine Chance zu geben, selbst weiteren Nachwuchs zu zeugen und ebenso zu fördern.

Selbst nomadisierende Urvölker haben schon festgestellt, dass es sinnvoll ist, nicht verwüstete Plätze zurückzulassen, sondern sich immer die Möglichkeit offen zu halten, an den selben Platz zurückzukehren und dort möglichst günstige Verhältnisse vorzufinden. Sie hatten irgendwie im Blut, dass dieser Platz, dieser Planet – dessen Ausmaße sie ohnehin für begrenzt hielten – nicht unerschöpflich Nahrung und Energie für alle Zeiten bereithält.

Diese Notwendigkeit hat sich nicht verändert, selbst seitdem wir wissen, dass es im weiten Weltraum auch andere Planeten außer unserer kleinen Welt gibt, offenbar sogar solche, die wir ohne Weiteres „bewohnen“ könnten. Eine Umsiedlung dorthin wird allerdings in absehbarer Zeit keine ernsthafte Option sein. Wir sollten also die archaische Notwendigkeit, diese Erde so zu erhalten, dass wir auf ihr dauerhaft überleben können zur Kenntnis nehmen, als Basisforderung für unsere Freiheitsgelüste.

Dass diese Einsicht in unseren Industriestaaten des 21. Jahrhunderts nicht so einfach in die Köpfe möglichst vieler Menschen zu bringen ist, ist offensichtlich. Strom kommt stets aus der Steckdose – es sei denn, die Rechnung ist nicht bezahlt. Die Lebensmittelregale in den Supermärkten sind nie leer, der Vorrat an Nehrungsmitteln in tausenden von Varianten ist also offensichtlich unerschöpflich, Wasser kommt stets und in der gewünschten Temperatur aus dem Wasserhahn und jeder umschlossene Raum ist zu jeder Zeit ausreichend temperiert. Wo also ist das Problem?

 

Erst die Katastrophe offenbart die Verletzlichkeit des Systems

Ein Jahr nach Fukushima sitzt der Schock über die Verletzlichkeit der angeblich so unfehlbaren Technik noch tief – zumindest bei vielen Menschen. Die Atomindustrie misst im Stillen allerdings die Stärke der Empathie und wartet auf den Moment zur Rückkehr. Immerhin hat die Erkenntnis darüber, dass die Ingenieure auch nur überoptimistische Bastler sind, die die Kiste der Pandora geöffnet haben, diese archaische Naturgewalt aber keineswegs beherrschen langsam die Köpfe der meisten Menschen erreicht.

Zehn Jahre nach 9/11 fürchtet sich die westliche Welt noch immer vor dem neuen Hauptfeind – nachdem der real existierende Sozialismus erlegt war – Terrorismus. Gleichwohl beginnt sich Unzufriedenheit darüber zu regen, dass die Demokratien ein Überwachungssystem zu installierten beginnen, dass denen in den totalitären Staaten in nichts nachsteht. Die Frage nach der Ursache für einen „internationalen Terrorismus“ taucht dann auch ab und an in den Medien auf, obwohl sich jeder, der möglicherweise die Ursache in dem neoliberalem Raubtierkapitalismus sieht, beginnend mit dem Verrat an den arabischen Stämmen, die der Entente und den Alliierten geholfen hatten, die Osmanen aus dem Nahen Osten zu vertreiben.

 Das Versprechen nach einem unabhängigen Arabien wurde bis heute nicht eingelöst. Grund war natürlich das wachsende Interesse an dem dort sprudelnden Erdöl. Der Terrorismus ist letztlich also ein Auswuchs der Wut der Menschen über die arrogante Machtpolitik der westlichen Wirtschaft oder deren Repräsentanten, sozusagen die Frucht von 500 Jahren Kolonialismus. Mithin müssen sich die bisher die Welt beherrschenden Schichten, die westlichen „Demokratien“ gegen die Freiheit der restlichen Weltbürger schützen.

 

Achtsamkeit, Respekt und Würde gehören allen Lebewesen

Seit mehr als 20 Jahren sezieren Mahner wie Jean Ziegler die beispiellose Ausbeutung der neoimperialistischen Großfürsten und ihrer „Regierungen“. Seit Bismark von den deutschen Großhändlern und Vorkolonialisten genötigt worden war, nun doch Kolonien – zumindest die die noch übrig waren – in staatlichen Besitz zu nehmen und mit staatlicher Gewalt zu schützen, sind die westlichen Staaten zu Lakaien der Handelsunternehmen, der Rohstoffkonzerne und heute der globalen Finanzakteure verkommen. Diese agieren seitdem mit einem selbstzerstörerischen Egoismus, der jeden Psychologen veranlassen würde, den Delinquenten in stationäre Behandlung einzuweisen.

Höchste Zeit also für die Menschen auf diesem kleinen Ball, und zwar sämtlich, ohne Ausnahme, die Geschicke wieder selbst in die Hand zu nehmen, mit der nötigen Empathie gegenüber einander und der restlichen Mitwelt. Zeit wieder die archaischen Gewissheiten anzunehmen, dass diese Welt nun einmal endliche Ressourcen hat, dass jeder Fleck auf ihr pfleglich zu behandeln ist, da wir ihn ja nur geliehen haben, geliehen von unseren Kindern und Enkeln.

Alle Beiträge von Volker Marx