Kann man auch die gesamte Bevölkerung einer Großstadt mit regionalen Produkten ernähren?
Dieser Artikel wurde am 15. Januar 2019 veröffentlicht
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Bei Lebensmitteln auf Regionalität zu achten hat viele Vorteile, für Konsumenten und auch für Produzenten. Wer seine Lebensmittel zum Beispiel am Wochenmarkt direkt vom Produzenten kauft, kann sicher sein, dass die Ware frisch ist, da es keine langen Transportwege gab, außerdem bekommt der Produzent einen fairen Preis dafür, da es keine Zwischenhändler gibt. Leider werden momentan viel zu wenige Lebensmittel lokal konsumiert. Vieles kommt von Weit her und es vergehen zum Beispiel bei Obst und Gemüse oft viele Tage zwischen Ernte und Verzehr. Durch diese langen Zeitspannen gehen wertvolle Nährstoffe und Geschmacksstoffe verloren.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg in Deutschland hat eine Studie in vier europäischen Metropolen durchgeführt, nämlich in Berlin, Mailand, Rotterdam und London. Dabei hat man sich angesehen, wie hoch der Anteil an lokalen Lebensmitteln am Gesamtkonsum dieser vier Städte ist, um zu kalkulieren, ob eine Vollversorgung mit regional produzierten Waren möglich wäre. Für Berlin ist die Prognose sehr gut, hier gibt es genügend Agrarflächen im Umland auf denen man Lebensmittel für die deutsche Hauptstadt und das Umland selbst produzieren könnte.

Für alle vier Städte hat man nationale Statistiken herangezogen und einen pro Kopf Verbrauch von Lebensmittel von rund 1000 Kilogramm errechnet. Um diese Mengen an Lebensmitteln zu produzieren, ist eine gewissen Fläche notwendig. Für die Berechnung der jeweils benötigten Fläche haben die Forscher das örtliche Klima, Bodenqualität, Umweltfaktoren und regionale Nahrungsgewohnheiten berücksichtigt. Die Bewohner Berlins und Mailands würden rund 2000 Quadratmeter pro Kopf benötigen, Londoner und Rotterdamer etwas weniger. Der Unterschied ist auf unterschiedliche Bodenbeschaffenheit und entsprechende Ertragsmengen aber auch auf Ernährungsgewohnheiten zurück zu führen. Die Mailänder konsumieren mehr Milchprodukte, die Berliner mehr Fleisch als die anderen. Die Herstellung tierische Produkte benötigt mehr Fläche, da man hier Platz für sowohl Viehhaltung als auch zur Futtermittelproduktion miteinrechnen muss.

Anhand der pro Kopf benötigten Fläche kann das Zalf Team errechnen, wie groß das Gebiet rund um die jeweilige Metropole sein muss, um den Lebensmittelbedarf ausschließlich regional decken zu können. Für die 3,5 Millionen Einwohner von Berlin und Umland bräuchte man etwa 12.500 Quadratkilometer Agrarfläche, diese würde es im Umkreis von 71 Kilometer um die Hauptstadt geben. Um die 8,2 Millionen Londoner zu versorgen, müsste man Flächen im Umkreis von 150 Kilometern bewirtschaften. In Rotterdam und Mailand müsste der Radius, gemessen an der Einwohnerzahl, deutlich höher sein als bei Berlin und London. Um die 1,24 Millionen Mailänder regional zu ernähren, müssten Flächen in einem Radius von 130 Kilometern bewirtschaftet werden und für die gerade einmal 620.000 Rotterdamer ist ein Radius von 66 Kilometern nötig. Die Untersuchung zeigt schlussendlich auch, dass man mit entsprechender Ernährungsanpassung, das heißt vor allem durch eine Reduktion tierischer Produkte, den Flächenbedarf in allen vier Fällen deutlich verringern könnte.


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