Der vermaledeite Chef-Klimasünder CO2 wird in der industriellen Forschung immer häufiger zum Rohstoff; auch als Ersatz für Rohöl.
Dieser Artikel wurde am 12. Juni 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Eines ist gewiss: auf lange Sicht ist die Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Luft viel zu hoch – und steigt immer weiter. Gerade sind wir bei 400ppm angekommen. Das Dilemma ist, dass selbst bei einem sofortigen Stop allen CO2-Ausstoßes dieser Anteil nur unwesentlich sinkt, schafft man nicht neue Wege, das in die Atomsphäre geblasene Gas wieder aus ihr zu entfernen.

Künstliche Bäume, die im großen Stil “Carbon Capture” betreiben, wären eine Lösung. Dann fragt man: Wohin mit dem ganzen CO2? Unter die Erde? Nach einer lauten Diskussion ist das Thema CCS, Carbon Capture and Storage, schon längst wieder eingeschlafen. Das wieder hindert die Norweger nicht daran, pro Jahr etwa eine Million Tonnen CO2 in ihr Sleipner Gasfeld zu pumpen.

Wenn nicht unter die Erde, dann muss man etwas anderes damit anstellen: CO2 als Rohstoff. Im Augenblick arbeiten Forscher an einer Bandbreite von Projekten, wie CO2 gewinnbringend als Rohstoff eingesetzt werden kann. Das reicht von der Produktion von Zement, Benzin und Erdgas bis zur Herstellung von Kunststoffen – nahezu überall dort, wo man jetzt Öl einsetzt.

Eine Herausforderung ist, das chemisch träge CO2 überhaupt einmal zum Reagieren zu bringen. Die Firma Bayer gibt an, den dafür notwendigen Katalysator schon gefunden zu haben. Das Ziel ist es, Kohlenmonoxid zu gewinnen, das laut Bayer eine wichtige Grundchemikalie im Produktionsprozess von Polyurethan darstellt. Dieser Kunststoff wird unter anderem in der Matrazenproduktion gebraucht.

Wirtschaftlich sind diese Forschungen im Moment noch nicht, aber alleine Deutschland fördert im Augenblick mehr als 30 Projekte im Bereich Kohlendioxid-Nutzung. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 10 Prozent der CO2-Emissionen in Kunststoffe umgewandelt werden könnten. Damit rettet man längst nicht das Klima, so die deutsche Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Aber man könne das gesamte Erdöl, welches die chemische Industrie verbraucht, damit ersetzen.

Ein weiterer Ansatz ist Power-to-Gas: das über 100 Jahre alte, mit dem Nobelpreis prämierte Konzept der Umwandlung von Kohlendioxid in Methan (CH4) großtechnisch zu nutzen lohnt sich aber nur, falls genügend erneuerbare Energien zur Verfügung steht. An der Umsetzung arbeitet aber die gesamte deutsche Großindustrie: von Volkswagen über Bosch bis e.on. Vorrangiges Ziel ist es, die Speicherkapazitäten des Erdgasnetzes als Überbrückung von Produktionsspitzen im Erneuerbaren Energie-Bereich zu finden.