Die Feldforschung im Viertel Zwei wird marktreif: Die „Urban Pioneers Community“ in der Wiener Krieau öffnet die Tür in die Energiezukunft – Das Innovationsprojekt von Wien Energie zeigt, worauf es in Energiegemeinschaften wirklich ankommt.
Dieser Artikel wurde am 12. Januar 2022 veröffentlicht
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Vier Jahre lang wurde im Viertel Zwei geforscht: Rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtentwicklungsgebiets in der Wiener Krieau haben sich mit Fragen rund um Energie, Mobilität, intelligentes Wohnen und Klimaschutz beschäftigt. Im Fokus stand dabei der Aufbau einer der ersten Energiegemeinschaften Österreichs. Jetzt ist das Forschungsprojekt planmäßig abgeschlossen.

Komfort, Sicherheit, Transparenz: Schlüsselfaktoren für Energiegemeinschaften

Das Projekt „Urban Pioneers Community“ läuft seit 2017 im Stadtentwicklungsgebiet VIERTEL ZWEI und fand im November 2021 seinen Abschluss. Wien Energie forschte und entwickelte gemeinsam mit 100 BewohnerInnen, dem Entwickler Value One, der Vienna Marketing- & Energycontracting als Kommunikationspartner, dem AIT Austrian Institute of Technology, RIDDLE&CODE, 1030innovation, eFriends, F-sight und ÖAMTC.  Für die gesamte Laufzeit wurden insgesamt rund zwei Millionen Euro investiert.

Foto © Wien Energie

Durch den interdisziplinären Ansatz untersuchte das Projekt sowohl technische als auch organisatorische und soziale Aspekte. Die Zentrale Erkenntnis: Mit technischen Lösungen allein wird die Energiewende nicht gelingen.

Damit Ansätze wie Energiegemeinschaften erfolgreich sind, ist das aktive Impulsgeben etwa durch Organisationen notwendig und geht – insbesondere im urbanen Raum – selten von Individuen aus.

Bei der Nutzung des digitalen Energiemarktplatzes zeigte sich etwa, dass die Plattform zwar regelmäßig besucht wurde, um den eigenen Verbrauch und die Kosten zu überprüfen. Individuelle Einstellungen im Handel auf der Plattform oder gar Verhaltensänderungen im Alltag – zum Beispiel Wäsche zu einer bestimmten Zeit zu waschen – haben die Community-Mitglieder jedoch kaum vorgenommen.

Foto © Wien Energie/Martina Draper

„Damit Energiegemeinschaften zum Erfolgsmodell werden, muss die Teilnahme unbürokratisch möglich und leicht verständlich sein“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. „Nur wenige KonsumentInnen sind gewillt, sich intensiv mit dem Produkt Strom auseinanderzusetzen. Hier geht es um Komfort, Sicherheit, Transparenz und Übersichtlichkeit – all das können Partner mit langjährigem fachlichem Knowhow wie wir als Wien Energie beitragen.“

Bei der Wahl des persönlichen Energietarifs ging es der Community nicht nur um den niedrigsten Preis, sondern auch um den Wunsch nach Stabilität sowie um eine transparente und nachvollziehbare Zusammensetzung des Strompreises.

Ein Test-Tarif, der sich zeitnah am Großhandelspreis für Strom orientiert, wurde beispielsweise im Testfeld nicht gut angenommen und rasch aus dem Angebot entfernt. Klimaschutz und Nachhaltigkeit, vor allem auch Regionalität zählen zu weiteren wesentlichen Faktoren bei der Wahl des Tarifs. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch ein Interesse an der Nachvollziehbarkeit der Stromherkunft. 

Energiegemeinschaften und Blockchain kommen im realen Umfeld an

Gemeinsam mit RIDDLE&CODE errichtete Wien Energie im Viertel Zwei die erste städtische Blockchain-Infrastruktur für ein Energiesystem. Das AIT Center for Energy entwickelte dafür die Softwarelösung „Business-Logic“, welche die optimale Verteilung des lokal erzeugten Stroms ermöglicht. Die daraus generierten Energie-Transaktionen dienten als Basis für die Verrechnung und die effiziente Nutzung des Gemeinschaftsspeichers. Damit konnte die Herkunft des Community-Stroms von der lokalen PV-Anlage, dem Quartierspeicher oder aus dem Stromnetz eindeutig nachverfolgt werden.  

Foto © IC Development

 

Für den Austausch in Energiegemeinschaften weist die Blockchain-Technologie damit entscheidende Vorteile auf, wie eine sichere, transparente Abrechnung, eine lückenlose Rückverfolgung und Identifikation. Mit Blockchain bekommt der bisher nur über Zertifikate nachvollziehbare Strombezug aus erneuerbaren Quellen ein Mascherl. Die Transparenz erhöht sich maßgeblich und macht Energie und damit Energieeffizienz greifbar.

Neben den technischen Aspekten konnte Wien Energie im Projekt auch Prozesse rund um Abrechnung, KundInnen-Information und Beteiligung prüfen. Mit dem Wissen aus der Urban Pioneers Community geht Wien Energie jetzt in reale Umsetzungsprojekte. Im „Village im Dritten“, einem Stadtentwicklungsprojekt der ARE, wird etwa bereits eine Energiegemeinschaft geplant. Die Blockchain-Technologie wurde laufend weiterentwickelt und bereits außerhalb des Viertel Zwei mit dem BürgerInnen-Solarkraftwerk Schafflerhofstraße angewandt. Die Wienerinnen und Wiener konnten sich hier mit dem Kauf von Gutscheinpaketen beteiligen. Dank Blockchain kann die Sonnenstromproduktion in Echtzeit und eindeutig von der zugeordneten Anlage dargestellt werden. 

 


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