Ist der Rohkost Trend wirklich so nachhaltig für Körper und Umwelt wie oft propagiert wird?
Dieser Artikel wurde am 5. Februar 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Es gibt so viele Ernährungstrends, manche sind schnell wieder out, andere halten sich länger – Paleo, Superfoods, Low Carb, Vegan… Doch wie gut tun diese Trends dem Körper, und auch der Erde? Dieser Frage bin ich nachgegangen und möchte daraus für euch eine kleine Serie machen. Los ging es mit der Paleo Ernährung, dann folgte der Veganismus und heute schaue ich mir die Rohkost etwas genauer an.

Was genau bedeutet Rohkost?

Bei Rohkost denke ich automatisch an kalte Salate und knackiges Gemüse. Mittlerweile weiß ich aber, das die Rohkostküche weit vielfältiger ist. Beinahe alle Speisen aus der “normalen” Küche können in ähnlicher Form auch in Rohkostqualität hergestellt werden. Es darf nur nichts über 50°C erhitzt werden (wobei für manche die Grenze schon 42°C ist).

Philosophie der Rohkost ist, das bei einem Erhitzen über diese Temperatur wichtige Vitamine und Nährstoffe aus der Nahrung zerstört werden (zum Beispiel hochwertige Eiweißstrukturen). Automatisch werden durch diese Regel viel Obst und Gemüse gegessen, die Ernährungsform ist also sehr vitaminreich. Zusätzlich viele Sprossen und Keime, Nüsse und Samen, rohe Öle etc. Getreide lässt man keimen, trocknet es dann wieder und verarbeitet es zum Beispiel zu Mehl. Oder man macht einen Frischkornbrei, den aber nicht jeder Darm so gut verträgt.

Es gibt hier wie bei jeder Ernährungsform verschiedene Ausprägungen und Unterarten. Manche essen rohes Fleisch, rohen Fisch und sogar rohe Eier, andere ernähren sich wieder Rohvegan und verzichten auf alles Tierische. 

Nachhaltige Aspekte

Durch den Verzicht auf Erhitzen und die Minimierung von Verarbeitung und Verpackung wird die Umwelt geschont. Man spart im Haushalt Energie, wenn man nicht kocht und bäckt, was sich sehr positiv auf die Energiebilanz auswirkt. Außerdem gilt hier das selbe wie bei der veganen Ernährungsform: ein fleischfreies/armes Leben verbraucht weniger natürlich Ressourcen und belastet die Umwelt durch weniger Schadstoffe und Abfallprodukte. Beim Getreide war mein Fazit beim Veganismus: “Effizienter wäre es für uns Menschen gleich das Getreide zu essen, anstatt es den Tieren zu füttern” – hier kommt es bei der Rohkost also darauf an, ob und wie viel Getreide gegessen wird. 

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Problematische Aspekte

Kauft man Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau, weil diese oft am einfachsten zu erhalten und noch dazu günstig sind, führt man seinem Körper nicht nur einen hohen Pestizidanteil zu, sondern schadet auch der Umwelt. 

Die problematischen Aspekte dieser Ernährungsform liegen meiner Meinung nach vor allem auf der Wirkung für den Körper: einige Nährstoffe werden durch das Kochen überhaupt erst für den Menschen verfügbar gemacht, zum Beispiel Carotinoide aus Karotten. Außerdem zerstört Kochen auch Bakterien wie Listerien oder Salmonellen bzw. lindert die Wirkung sogenannter Anti-Nährstoffe wie Gluten oder die Phytinsäure. 

Zu diesen Aspekten gibt es auch Studien, bei welchen viele der Teilnehmer Untergewicht hatten, viele Frauen keine Menstruation (was ein Symptom von Unterernährung sein kann) und deutliche Mängel bei der Versorgung mit Eisen, Calcium, Zink, Jod, Vitamin D und Vitamin B12. (Ein Großteil der untersuchten Rohköstler ernährte sich allerdings Rohvegan oder zumindestens vegetarisch – wenn man sich dabei nicht gut erkundigt in welchen Nahrungsmitteln welche Nährstoffe stecken, kann es schnell zu Mängeln kommen.)

Fazit

Ist die Rohkost also gar nicht so gesund und nachhaltig wie sie oft propagiert wird? Ich würde auch hier (wie immer) sagen: alles in Maßen! Einen hohen Anteil an rohköstlichen Gerichten in die Ernährung einzubauen kann auf keinen Fall schaden – viel Obst, Gemüse und bei den Sorten auch mal über den Tellerrand hinausschauen, Sprossen und Samen zufügen etc. – das erweitert das Lebensmittelpalette. Manche Speisen sind jedoch einfach nur erhitzt bekömmlich (oder besser bekömmlich), andere verlieren durch hohes Erhitzen viele Nährstoffe – von allem etwas ist sicher ein guter Mittelweg.

Quellen:
http://www.rohkost.at
http://www.allesroh.at
http://www1.uni-giessen.de/fbr09/nutr-ecol/veroe_dissstrassner.php

Bilder/Fotograf: Ulrike Göbl

ulli goeblUlrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.