Zahlreiche Architekten sind von der Ingenieurskunst der Termiten fasziniert. Die findigen Insekten errichten über ihren Nestern Hügel, die als Klimaanlage dienen.

Wissenschaftler haben in langjähriger Kleinarbeit die Funktionsweise studiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei den ausgeklügelten Bauten quasi um ein Systemmodell handelt, bei dem Nest, Röhren und Hügel wie eine Lunge funktionieren. Welche Wirkmechanismen in welcher Kombination letztendlich diese Effekte bewirken – Thermosiphonströmung und / oder Stapeleffekt – ist jedoch nach wie vor nicht gänzlich geklärt. Die Termiten stellen so jedenfalls die exakt richtigen Klimabedingungen für Pilze, die ihnen als Nahrung dienen, her. Ingenieure haben dieses System übernommen und in moderne Architektur integriert.

Ein gutes Beispiel findet sich im heißen Simbabwe, nämlich das Eastgate Center in Harare. Obwohl es sich um einen enorm großen Gewerbe- und Shoppingkomplex verbraucht er lediglich zehn Prozent an Energie wie konventionell errichteter Gebäude. Die Besonderheit sind gezielt platzierte Heiz- und Kühlkanäle, die beim Eastgate-Gebäude mit Sonnenkollektoren kombiniert werden. Die Beobachtung anderer Arten von Termiten, die sich nicht von Pilzen ernähren hat ergeben, dass obzwar die Türme fehlen, die „Atmung“, also der Temperaturaustausch, über feine Poren stattfindet. Diese entstehen durch das Baumaterial Sand und bewirken darüber hinaus, dass die Termitenhügel nach starken Regenfällen schnell wieder abtrocken.

Auch wenn noch nicht alle Aspekte dieser hochkomplexen Prozesse klar sind weiß man, dass es auf die Balance zwischen Temperatur, Feuchtigkeitsströmung und Zu- und Abluft ankommt. Entscheidend und spannend ist, dass man aus dieser tierischen Meisterleistung architektonische Gestaltungsprinzipien für sich ändernde klimatische Bedingungen ableiten kann.


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Bild: Ingeborg Korme auf Unsplash