Fotocredit: unsplash.com/Tommy Lisbin
Fotocredit: unsplash.com/Tommy Lisbin
Das Leben im Van oder Auto ist eine weitere Form von Tiny Living.
Dieser Artikel wurde am 16. März 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Beim Leben auf kleinem Raum geht es häufig darum, sich auf das Wesentliche zu reduzieren. Wir stellen uns aber nicht nur die Frage, was wir alles weglassen können, und daher wirklich brauchen. Genauso geht es darum, dass wir uns fragen, was uns möglicherweise in der bisherigen Wohn- und Lebenssituation fehlt, und was uns dabei unterstützen würde, ein erfüllteres Leben zu führen.

Neben dem auch schon sehr minimalistischen Leben im Tiny House gibt es daher eine überraschend große Menge an Menschen, die freiwillig entscheiden, in einem Camper, umgebauten Kastenwagen oder sogar einem „normalen“ PKW zu leben. Hier geht es häufig darum, nochmal viel flexibler und mobiler zu sein. Denn auch wenn wir ein Tiny House auf Rädern besitzen, ist es meist ein ziemlicher Aufwand, dieses von einem Ort zum anderen zu bewegen.

Aber wie unterscheidet sich „Van-Living“ vom Leben im Tiny House? Und was ist dabei zu beachten?

In vielen Vans sind zumindest minimalistische Küchen eingebaut. - Fotocredit: unsplash.com/Lucian Dachman
In vielen Vans sind zumindest minimalistische Küchen eingebaut. – Fotocredit: unsplash.com/Lucian Dachman

Gründe fürs Leben im Van

Wie schon erwähnt ist der Hauptgrund für viele, die sich entscheiden, temporär, saisonal, oder sogar dauerhaft im Van zu leben, die Mobilität. Wer einen Campingbus oder umgebauten Kastenwagen sein Zuhause nennt, der träumt häufig (in unterschiedlichen Abstufungen) davon, jeden Tag die Möglichkeit zu haben, an einem anderen Ort aufzuwachen. Wenn wir in einem Van leben, haben wir meist den Luxus eines Bettes, einer kleinen Küche, von ein bisschen Stauraum, einem Tisch und teilweise sogar einem kleinen Badezimmer bzw. der Möglichkeit, sich zu duschen. Im Van ist auch meistens genug Platz, um Batterien zu lagern, wodurch eine minimale Stromversorgung ermöglicht wird. Was braucht man mehr?

Wer also den starken Drang zur Freiheit und Flexibilität hat, vielleicht sogar sich von einer monatlichen Miete verabschieden möchte, und dem ein geringerer Komfort nichts ausmacht, weist alle Anzeichen dafür auf, das Leben im Van zu genießen.

Es gibt auch Menschen, die in PKWs wie einem Toyota Prius mehrere Monate oder auch Jahre leben. - Fotocredit: unsplash.com/Ronan Furuta
Es gibt auch Menschen, die in PKWs wie einem Toyota Prius mehrere Monate oder auch Jahre leben. – Fotocredit: unsplash.com/Ronan Furuta

Gründe fürs Leben im Auto

Parallel zum Van gibt es aber auch tatsächlich Menschen, die in ihrem PKW leben. Und sie tun das nicht per se nur, weil sie es sich anders nicht leisten können. Es ist wichtig bei dem Thema zu erwähnen, dass Heimatlosigkeit und die unfreiwillige Wahl, im Auto zu Leben sehr wohl auch ein relevantes Problem ist, und nicht bagatellisiert werden darf. Dennoch gibt es aber sehr wohl Menschen, die diesen Lebensstil freiwillig wählen, da sie dadurch auch weniger Druck verspüren, sich im Hamsterrad gefangen zu halten.

Die Gründe für das Leben im Auto sind natürlich so vielzählig wie die für jeden anderen Lebensstil. Einer der häufigsten ist jedoch – neben der Freiheit, und Mobilität, die auch ein Van bietet – , dass es nochmal um einiges einfacher ist, mit einem PKW einen Parkplatz zu finden wo man nicht auffällt, speziell über Nacht.

Viele der Menschen, die im Van oder Auto freiwillig leben bezeichnen sich als digitale Nomaden und arbeiten online. - Fotocredit: unsplash.com/Tobias Tullius
Viele der Menschen, die im Van oder Auto freiwillig leben bezeichnen sich als digitale Nomaden und arbeiten online. – Fotocredit: unsplash.com/Tobias Tullius

Aber auch die Tatsache, dass wir im Auto nochmal weniger Platz haben, und uns daher nochmal viel genauer überlegen müssen, was wir wirklich brauchen, ist für einige Menschen reizvoll. Sogar die ständige Notwendigkeit, mit offenen Augen durch die Welt gehen zu müssen, da man nur sehr limitiert Wasser, Strom und auch wenig Möglichkeit für Hygiene-Routinen (Duschen, Toilette, Wäsche waschen, etc.) hat, ist für Menschen, die im Auto leben, nicht automatisch ein Nachteil, sondern manchmal sogar ein expliziter Grund, warum sie dieses Leben wählen.

Größte Herausforderungen

Die größten Herausforderungen, wenn wir in einem Van oder Auto leben wollen, sind teilweise offensichtlich, aber auch nicht immer. Durch den wenigen Platz müssen wir uns ganz genau überlegen, was wirklich notwendig ist. Wir brauchen einen genauen Überblick und ein gutes Gefühl dafür, wie viel Wasser wir täglich benötigen, welche Lebensmittel wir wann und wie lange lagern können, und wie sich das Wetter, sowie die Temperatur in den nächsten Stunden und Tagen verändert.

Wenn wir nicht ständig einen Campingplatz nutzen wollen, ist es relevant zu wissen, wo wir über Nacht parken dürfen. Dann stellt sich auch noch die Frage, wo wir vor dem Schlafen gehen noch die Toilette benutzen können, und wo wir das nächste mal Wasser auffüllen und Strom aufladen können.

Wenn es mal regnet, merken wir es im Van oder Auto viel direkter. - Fotocredit: unsplash.com/Alex Geerts
Wenn es mal regnet, merken wir es im Van oder Auto viel direkter. – Fotocredit: unsplash.com/Alex Geerts

Zusätzlich ist es meist wenig reizvoll, den ganzen Tag im Auto oder Van zu verbringen, so wie es viele mit ihrer Wohnung tun. Wir müssen uns daher viel öfter die Frage stellen, wo wir einen gemütlichen, warmen Platz finden, wo wir längere Zeit oder sogar den ganzen Tag verbringen dürfen.

Je nachdem wo wir uns mit dem fahrbaren Untersatz gerade befinden, stellt sich auch die Frage des Heizens, speziell in den kühleren Jahreszeiten. Manche Camper haben eingebaute Gasheizungen, andere nutzen Strom. Aber egal wie, ist es ein wesentlich größerer Aufwand und Verbrauch – auch schon im Vergleich zum Tiny House – da das Gefährt einfach nochmal schlechter gedämmt ist, und so gut wie keine Speichermasse besitzt.

Und was viele erst mit der Zeit schmerzlich feststellen ist, dass es mit so einem Lebensstil oft eine ganz besondere Herausforderung ist, Freundschaften oder auch Beziehungen zu pflegen, wenn die jeweiligen Personen nicht einen ähnlichen Lebensstil verfolgen. Es ist schwer, Freunde zu sich einzuladen, oder gemeinsam zu kochen, etc.

Orte zu finden, die eine schöne Aussicht bieten, und wo man auch über Nacht stehen bleiben darf sind je nach Land oft gar nicht so einfach zu finden. - Fotocredit: unsplash.com/Melina Kiefer
Orte zu finden, die eine schöne Aussicht bieten, und wo man auch über Nacht stehen bleiben darf sind je nach Land oft gar nicht so einfach zu finden. – Fotocredit: unsplash.com/Melina Kiefer

Eine ganz spezielle Community

Aufgrund der zuletzt erwähnten Herausforderung ist es nicht überraschend, dass sich aus den Menschen, die mobil im Van, Camper, oder Auto leben, ganz spezielle Gemeinschaften entwickelt haben. Es gibt etwa Gruppen, wo sich Frauen, die im Camper leben, zusammengeschlossen haben, und auch mal eine Zeit lang gemeinsam unterwegs sind.

Oder aber man tauscht sich aus über die Feinheiten und speziellen Herausforderungen, aber auch die Tipps, an welchen Orten man gut übernachten, oder öffentliche Einrichtungen nutzen kann. Alleine unterwegs zu sein bedeutet also nicht, dass wir wirklich alleine sind.

Der Alltag im Van

Auch wenn wir in einem Van, Camper oder Auto leben, ergibt sich so etwas wie ein Alltag. Tendenziell ist es jedoch so, dass alltägliche Dinge wie die Morgentoilette, das Essen kochen oder Wäsche waschen etwas mehr Zeit, Planung oder Koordination benötigen. Einfache Dinge wie der Gang zum Kühlschrank, auf die Toilette, oder das Aufwärmen von Mahlzeiten stellen sich meist etwas anders dar. Oft ist es auch so, dass sich ein größerer Teil des Tages nicht im Gefährt abspielt. Stattdessen sind wir meist entweder mehr draußen in der Natur, oder aber in anderen Einrichtungen der Zivilisation wie Kaffeehäuser, Bibliotheken, oder anderen öffentlichen Plätzen.

Es ist aber im Grunde genauso möglich, einem geregelten Job nachzugehen, Freunde zu treffen, oder sonst irgendetwas „normales“ zu machen. Unser Bett ist lediglich auf Rädern.

Ausblicke wie dieser führen schnell dazu, dass das Leben im Van romantisiert wird. - Fotocredit: unsplash.com/Manuel Meurisse
Ausblicke wie dieser führen schnell dazu, dass das Leben im Van romantisiert wird. – Fotocredit: unsplash.com/Manuel Meurisse

Fazit

Für viele Menschen – inklusive mir – ist es immer wieder mal sehr reizvoll, in Gedanken des absolut mobilen, freien Lebens zu schwelgen. Gleichzeitig kann die Vorstellung schnell mal entweder stark romantisiert, oder aber als absolut unrealistisch abgetan werden.

Wichtig ist bei dem Thema aus meiner Sicht aber vor allem, dass wir uns daran erinnern können, dass es kein entweder-oder sein muss. Wir können etwa im Sommer für mehrere Monate im Auto oder Van leben, und über die Wintermonate dann doch wieder eine wärmere, fixe Bleibe suchen. Im Kern steckt aber in jedem Fall immer die Frage: Wie möchte ich wirklich leben?

Quellen

sleepinginacar.com: Why choose to live in car
youtube.com: KatieCarney7
youtube.com: Hotel Prius Videos