Die Klimaerwärmung hat, wie viele von uns bereits selbst erfahren haben, auch starke Auswirkung auf des Österreichers liebstes Wintersportvergnügen. Auch in hohen Lagen im Gebirge ist es nicht mehr sicher, dass es während der Wintermonate genügend Schnee gibt, um Skifahren zu können. Immer mehr Skigebiete setzen deshalb auf künstliche Beschneiung, da ihnen sonst die Gäste ausbleiben, was natürlich einen großen Verlust für die örtliche Tourismuswirtschaft bedeutet. Kritiker, wie etwa der Alpenverein, sagen hingegen, dass die Umwelt- und Klimaauswirkungen der künstlichen Beschneiung auf lange Sicht viel gravierender seien, als die wirtschaftlichen Einbußen. Eine aktuelle Studie von Joanneum Research widerlegt die Einwände der Kritiker nun. Doch was ist dran an der Studie, die von einer Seilbahngesellschaft teilfinanziert wurde?
Die Forscher vom Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft (LIFE) am Grazer Joanneum haben den durch die Beschneiung verursachten Energieeinsatz und die Treibhausgasemissionen mehrerer Skigebiete in Tirol und der Steiermark dem durch den Kunstschnee hervorgerufenen Albedo-Effekt gegenübergestellt. Die Albedo ist eine Maßeinheit, die angibt, wie hell eine Oberfläche ist und wie stark sie folglich die Sonnenstrahlung reflektiert. Je heller, desto stärker das Reflektionsvermögen und desto geringer die Erwärmung. Weiße Schneeflächen reflektieren einen Großteil des Lichtes und wirken somit einer Erwärmung der Umgebung entgegen. Die Grazer Studie hat nun berechnet, dass die untersuchten Skigebiete im Zeitraum von 1980 bis 2016 eine kumulierte Treibhausgasemission, aus der Energienutzung bei der Beschneiung, von 102.000 t CO2-Äquivalent einen albedobedingten Gegeneffekt von -418.000 t CO2-Äquivalent gegenübersteht. Die Forscher meinen deshalb, dass die Beschneiung somit einen leicht positiven Klimaeffekt hat und nennen Kunstschneeproduktion sogar eine „klimaschützende Anpassungsmaßnahme der Skilift- und Seilbahnbetreiber“.
Georg Kaser, Professor am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck, steht den Ergebnissen seiner Grazer Kollegen skeptisch gegenüber. Er kritisiert, dass die Studie bisher keinem Peer-Review unterzogen wurde, weder die Verwendeten Methoden, noch die genauen Daten wurden bisher publiziert. Diese Informationen wären jedoch wichtig, um zu wissen, ob die Studie auch reproduzierbar ist. Franz Prettenthaler, der Hauptautor der Studie, wendet ein, dass die angewandten Methoden bereits 2010 im Fachjournal Forest Ecology and Management publiziert wurden. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse im Detail warte man noch, da mittlerweile auch andere Bundesländer Interesse an der Durchführung ähnlicher Studien gezeigt haben. Dem Innsbrucker Kollegen wolle man doch bereits jetzt die Ergebnisse zukommen lassen.
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Bild: Roland Zumbühl