Für Störche stellt sich die Frage: Bleiben oder ziehen? Ost oder West?
Dieser Artikel wurde am 7. Januar 2021 veröffentlicht
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Marge wurde auf im englischen West Sussex freigelassen. Für ihren ersten Winter ist sie bis Marokko geflogen, den Sommer verbringt sie jetzt in Spanien. Das ist keine Brexit-Geschichte, sondern ein Teilergebnis einer Studie, die die Migrationsgewohnheiten von Weißstörchen beleuchtet. Insgesamt war eine Vielfalt von unterschiedlichen Strategien bei den Zugvögeln zu beobachten.

In Großbritannien haben Wissenschaftler Satelliten-Tags verwendet, um mehr über den Zug von Weißstörchen zu erfahren. Besonders war dabei, dass die Vögel in der Studie in Gefangenschaft auf dem Knepp-Anwesen gezüchtet wurden. Vor dem Start des Projekts behaupteten Skeptiker, dass in Gefangenschaft gezüchtete Störche nicht wandern würden. Die freigelassenen Vögel überquerten jedoch ziemlich schnell den Kanal in Dover.

Insgesamt acht Störche wurden 2019 mit Tags versehen, acht weitere im Jahr 2020. Normalerweise ziehen in Mittel- und Nordeuropa lebende Störche im Herbst entweder entlang einer Ost- oder einer Westroute nach Südeuropa und Afrika. Die in Gefangenschaft gezüchteten Vögel sind Nachkommen von Störchen, die ursprünglich aus Polen stammen. Einige Forscher erwarteten daher, dass sie einen östlichen Wanderweg benutzen würden.

Schlussendlich waren alle Annahmen richtig. Zwei Störche blieben im Land, manche wählten den westlichen Migrationsweg, während andere dem Weg ihrer Eltern nach Osten folgten. Die Migrationsstrategien waren also vielfältig und individuell verschieden. Gemeinsam hatten die Vögel, dass sie ihren ersten Winter auf Mülldeponien in Südeuropa und Nordafrika verbrachten, wo sie sich zwecks Nahrungssuche in großer Zahl anderen Vögeln anschlossen.

Auch die österreichischen Störche, die vornehmlich im Burgenland, und in der Steiermark ihre Sommer verbringen, ziehen im Winter in den Süden. Dabei ist es weniger die Kälte als vielmehr die winterliche Nahrungsknappheit, die den langen Flug gen Süden erfordert. Oft legen sie dabei Strecken von mehr als 10.000 Kilometern zurück. Jüngst ist allerdings zu beobachten, dass viele Weißstörche in Südeuropa überwintern und nicht mehr bis nach Afrika ziehen.


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