Immer mehr Städte verbannen Autos aus dem Zentrum oder aus einzelnen Stadtvierteln. Das belebt nicht nur die Wirtschaft, sondern ist auch schlau: Fast alle Großstädte in Europa (und auch sonst auf der Welt) haben ein Feinstaubproblem. Rund 85 Prozent der Einwohner europäischer Großstädte sind Feinstaubbelastungen ausgesetzt, die die WHO als „schädlich“ einstuft. Das berichtet das immobilien-magazin.at.
Private Autos stehen zu 98 Prozent der Zeit außerdem nur herum, wie Studien zeigen. Rund 65 Prozent der Flächen in Wien sind für den Autoverkehr vorgesehen – dazu zählen Parkplätze ebenso wie die Straßen. Das steht im Gegensatz zum Verkehrsverhalten der Einwohnerinnen und Einwohner: Wienerinnen und Wiener legen nämlich nur rund 27 Prozent ihrer Wege mit dem Auto zurück.
Dabei wäre die Lösung so naheliegend. Autos zumindest zum Teil aus den Städten zu verbannen, hat viele Vorteile. Das Spannende: Auch wenn am Anfang der Widerstand groß ist, so sind am Ende doch alle vom Gewinn an Lebensqualität begeistert.
Diese Städte sind bereits – teils – autofrei:
- Wien. Die Bundeshauptstadt ist ein Paradebeispiel für autofreies Wohnen. Fast 40 Prozent aller Wege werden hier öffentlich zurückgelegt. Nahezu ganz autofrei ist die Mariahilfer Straße. Das geht auf das Engagement der ehemaligen Grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zurück.
- Hamburg. „Ottensen macht Platz“: Unter diesem Motto schuf auch die Stadtverwaltung im Hamburger Viertel Altona im Herbst 2019 mehr Raum für Fußgänger. Sechs Monate lang wird eine bereits bestehende Fußgängerzone um die angrenzenden Straßen ausgeweitet.
- Bogota. Acht Millionen Menschen leben in der kolumbianischen Hauptstadt. Und dennoch ist die Stadt autofrei – zumindest weitgehend und an den Sonntagen. Denn dann wird geradelt. Was als Großdemonstration anfing, hat längst Kultstatus bekommen – und das seit drei Jahrzehnten.
- Paris. Mit 2. Februar 2020 werden das erste, zweite, dritte und vierte Arrondissement in Paris autofrei. Zumindest an einem Sonntag im Monat wird der Autoverkehr aus diesen Vierteln verbannt. Unter dem Motto „Paris atmet“ hat die Bürgermeisterin Anne Hidalgo diese Maßnahme durchgesetzt.
- Köln. Einen sehr kreativen, aber gerade deshalb umso erfolgreicheren Weg beschreitet Köln. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2026 sämtliche Straßenrand-Parkplätze in der Innenstadt abzuschaffen, und zwar um zehn Prozent pro Jahr. Ausnahmen gibt es für Lieferanten und für Behinderte. Das Ziel: Die Stadt wieder urbaner, erlebbarer und erfahrbarer zu machen.
- Oslo. Auch hier verzichtet man in der Innenstadt auf Autoverkehr. In den vergangenen Jahren wurden Autos aus der Innenstadt gänzlich verbannt. Das Ziel: Die Stadt den Menschen zurückzugeben.
- Barcelona. Mit seinem „Superblock“-Konzept hat Barcelona einige Stadtviertel radikal autofrei gemacht. Kreuzungen und Straßen sind nun Orte der Begegnung für Anwohner und Passanten. Der Verkehr wird außen um die „Superblöcke“ herum geleitet.
- Houten. Die niederländische Kleinstadt gilt international als die autofreie Modellstadt schlechthin. Schon seit über 20 Jahren müssen sich dort Autofahrer den Radfahrern unterordnen. Möglich ist das durch eine großzügige Umfahrungsstraße, die den Autoverkehr aus dem Stadtzentrum fernhält.
- Madrid. Auch die spanische Hauptstadt leidet unter dem Feinstaub. Aus diesem Grund beschloss die Stadtregierung, dass bis 2030 der Verkehr nur noch halb so viele Emissionen produzieren soll wie zum Vergleichsjahr 2012. Die Altstadt dürfen deshalb nur noch Anwohner mit dem Pkw befahren. Die Verkehrsströme werden entsprechend per Kamera überwacht. Wer sich nicht daran hält, muss 90 Euro Strafe zahlen.
Quelle: „Erst sind alle dagegen – und dann dafür“; „Autofreie Städte? Gibt’s schon lange“
Fotocredit: Pixabay/TRAVELKR
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