Wurmkiste David Witzeneder
Wurmkiste David Witzeneder
Über besonders pflegeleichte Haustiere.
Dieser Artikel wurde am 11. August 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Seit zwei Jahren betreibt David Witzeneder die Firma wurmkiste.at. Die Idee zur wohnungstauglichen Kompostieranlage kam dem Oberösterreicher, weil er sich darüber ärgerte, dass man in Wien den Biomüll nicht gesondert sammelt. Im Interview spricht er darüber, wie man die Würmer auch in der Urlaubszeit hegt und pflegt und über Zukunftspläne.

Was ist die Wurmkiste?

Die Wurmkiste ist eine Kompostieranlage in der Größe und Funktion eines Sitzhockers, der geruchs- und geräuschlos abläuft. In einer Holzkiste macht man sich die Arbeit von Kompostwürmern zunutze, die die Eigenschaft haben, dass sie die Hälfte des eigenen Körpergewichts pro Tag essen. Diese füttert man mit dem Biomüll. Die Würmer lassen sich in der Kiste auf kleinstem Raum halten. So kann man seinen eigenen Kompost erzeugen, ganz genauso, wie er auch in der Natur entsteht.

Warum ein Hocker?

Die Multifunktionialität war mir von Anfang an wichtig. Die Wurmkiste ist optimal. In einer Wohnung hat man eh nie genug Platz. Die Leute sitzen drauf und gleichzeitig ist das ein super Gesprächsthema.

Für wen ist die Wurmkiste optimal?

Für alle, die keine Möglichkeit haben, um einen Komposthaufen anzulegen und die ihren Biomüll nicht in den Restmüll werfen wollen. Viele brauchen den Wurmhumus auch in Wohnungen, weil sie ihre Tomaten oder ihren Salat düngen wollen. Man braucht auch keine Angst haben, dass man zu viel Kompost erzeugt. Denn von den rund 200 Kilo Biomüll, die wir im Schnitt pro Jahr erzeugen, kommen 20 Liter Kompost heraus. Falls man doch zu viel hat, kann man ihn ja außerdem verschenken.

Was, wenn man nur selten zuhause kocht und nicht viel Biomüll hat?

Die Würmer passen sich an. Die Population wächst nur, wenn sie auch ausreichend Nahrung hat, um sich zu vermehren. 2000 Würmer passen in eine Wurmkiste. Wenn der Platz eng wird, vermehren sich die Würmer auch nicht weiter. Wenn man alleine wohnt und selten kocht, dann werden die Würmer eben nicht mehr.

Wie lange kann man die Würmer alleine lassen?

Einen Wurm-Sitter braucht man erst ab der vierten Woche, die man außer Haus ist. Die Kiste stellt man in dieser Zeit am besten irgendwo hin, wo man sicher sein kann, dass die Würmer nicht zu viel Sonne abbekommen und austrocknen. Kompostwürmer sind extrem pflegeleichte Haustiere.

Kann man die Würmer auch streicheln?

Ja, sie sehen aus wie Regenwürmer, haben unten aber Borsten. Man muss sie sehr vorsichtig angreifen beim Streicheln. Den Kindern taugt das aber total bei Workshops.

Seit wann gibt es die Wurmkiste?

Die Wurmkiste gibt es schon länger. Ursprünglich habe ich über die ÖH an der Boku Wien Workshops gehalten, in denen wir Wurmkisten gebaut haben. Drei Jahre lang habe ich jedes Semester einen Workshop gehalten. Als ich mit dem Agrarwissenschafts-Studium fertig war, bin ich in einer Wiese gelegen und habe nachgedacht. Da entstand die Idee, das auch beruflich zu machen.

Wie soll es mit Wurmkiste weitergehen?

Die Würmer haben ein enormes Potenzial. Man kann ihnen zum Beispiel Klärschlamm füttern, aus dem sie die Schwermetalle herausfressen, und den man dann wieder bedenkenlos auf den Feldern verteilen kann. Auch für Restaurants ergeben sich Möglichkeiten. Das möchte ich weiter ausbauen. Meine gewerblichen Anlagen werden in Zukunft unter dem Namen wormsystems.com weiterlaufen, wurmkiste.at wird es aber weiterhin geben. Spannend ist, dass andere Länder in dieser Hinsicht schon viel weiter sind als Österreich. In Neuseeland zum Beispiel, wird überall kompostiert, wo es ein Kaffeehaus oder ein Restaurant gibt, das darauf Wert legt. Ich glaube aber, das wird bei uns auch kommen. Gemeinschaftsgärten und Urban Gardening werden ja immer beliebter. Da ist die Wurmkiste ein Eckpfeiler, der super dazu passt.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion
Foto: wurmkiste.at