Dieser Artikel wurde am 13. November 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Jahrzehntelang wird die „Krise“ in der Energiepolitik beklagt. Der neue Weg, den die Politik ankündigt, ist aber…
Dieser Artikel wurde am 13. November 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Jahrzehntelang wird die „Krise“ in der Energiepolitik beklagt. Der neue Weg, den die Politik ankündigt, ist aber in Wahrheit der Alte. Schon wieder überlässt die Politik die Lösung den großen Konzernen und Banken.

 

1. Die Insellösung

 

Der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtenergieerzeugung ist mit insgesamt knapp 11% nach wie vor gering, viel zu gering, betrachtet man den bereits langen Zeitraum, in dem zumindest öffentlich darüber nachgedacht wird. Die erforderlichen Technologien sind seit Jahrzehnten, zum Teil schon seit Jahrhunderten vorhanden und bekannt. Ein Grund für den schleppenden Fortschritt ist, dass Kleininvestoren als Einzelpersonen sich ein paar Quadratmeter Fotovoltaik aufs Dach legen, kleine Windparks in die Landschaft gestellt werden und Hausbesitzer sich schon mal eine Pelletheizung anschaffen, anstatt einer Öl- oder Gasheizung. Sodann betreiben in Deutschland über 5000 Landwirte kleine und mittlere Biogasanlagen und das schon gar nicht nachhaltig.

All diese Privatlösungen tragen nicht zu der Lösung des Problems bei, weil ein umfassendes, nachhaltiges Gesamtkonzept fehlt. So gut wie keine Wärme, die ja über die Hälfte des klimaschädigenden Energieverbrauchs darstellt, wird erzeugt, der Anteil beträgt kümmerliche 9,5%. Dazu kommen all die Fehler, wie die Mais-Monokulturen der Biogasanlagenbetreiber, die Probleme der „Verspargelung“ der Landschaft und das gebundene Kapital auf dem Dach der Solaranlagenbesitzer, das an anderer Stelle wesentlich mehr bewirken könnte.

Die Insellösungen einer ohnehin nicht kalkulierbaren Stromerzeugung, abhängig von Sonne und Wind, müssen aufwändig zusammengefasst und koordiniert werden, um überhaupt einen sinnvollen Beitrag zu einer allgemeinen Energieversorgung zu liefern. Der soziologische Effekt ist ein Beharren auf dem ungesunden Individualismus des: „Wer es sich leisten kann, macht etwas, die Anderen schauen zu“. Dem Klima, der Gesellschaft ist nicht gedient, der Gesamtbeitrag wird über 30% so niemals hinauskommen.

 

2. Die regionale Lösung

 

Das Bioenergiedorf Jühnde in Niedersachsen war das erste regionale Projekt. In Deutschland sind inzwischen über siebzig Gemeinden diesem Weg gefolgt. Diese haben mit einer Vielzahl von Einzellösungen sowohl die Wärme- als auch die Stromversorgung komplett in die Hand genommen, jeweils in einer kommunalen Konstellation. Dieses ist im Idealfall eine Genossenschaft, andernfalls eine regionale Gesellschaft. Der Vorteil ist, dass ein Konzept erstellt und umgesetzt wird, dass alle benötigten Energiearten ins Auge fasst, von der Wärme, über den Strom, bis hin zu den erforderlichen Kraftstoffen für den Verkehr.

Wenn, wie zum Beispiel in der Stadt Prenzlau bei Berlin, die kommunale Gesellschaft auf verschiedene Arten die Energie erzeugt, ist immerhin gewährleistet, dass diese aufeinander abgestimmt werden, so dass es nicht passieren kann, dass Solar- oder Windstrom abgeschaltet werden müssen, weil das Netz gerade diesen Strom nicht verkraften kann. Außerdem bleibt möglichst die gesamte Wertschöpfung, von der Bereitstellung der Rohstoffe, bei Biomasseanlagen, bis zur Wartung der Anlagen und Verteilernetze am Ort, es fließt kein Geld mehr unkontrolliert davon.

Der gesellschaftliche Nutzen ist immens und sofort spürbar, die lokale Wirtschaft blüht und die Menschen machen wieder die Erfahrung selbstbestimmten Handelns.

 

3. Die internationale Lösung

 

Im Augenblick scheint es, dass die Regierungen lieber den einfachen Weg gehen, ihren bisherigen Sponsoren die Lösung überlassen. Mit weiteren Staatsschulden werden den großen Konzernen – in der Regel die „bisherigen Verdächtigen“, also die Energieriesen – Subventionen gewährt, um riesige Windparks in der Nord- und Ostsee oder gewaltige Solaranlagen in der spanischen oder afrikanischen Wüste zu errichten. Diese Großanlagen benötigen wiederum tausende Kilometer neuer Hoch- und Höchstspannungstrassen, eine neue – auch staatlich subventionierte – Infrastruktur.

Wie schnell diese Großanlagen in Wahrheit umgesetzt werden, wird auch den Konzernen überlassen, die natürlich erst einmal ihre alten CO2-Schleudern, die ja so profitabel sind, weiter betreiben und mit den nur langsam wachsenden Anlagen mit regenerativen Energien lieber erst einmal neue Märkte, zum Beispiel in den nordafrikanischen Staaten bedienen. Der Anteil CO2-freien Stroms in den alten Industrieländern wird dann auch nur langsam wachsen, in dem Masse, wie die fossilen Kraftwerke abgeschrieben und dann noch langsamer abgeschaltet werden. Die Volkswirtschaft – und das Klima – haben von dieser Lösung nichts, die Gewinne bleiben dort, wo sie jetzt schon sind, die Strompreise werden eher steigen statt fallen und das Wärmeproblem wird vollständig ausgeklammert.

 

Die richtige Lösung liegt auf der Hand, doch kaum jemand greift zu

 

Immer noch zögern die Verantwortlichen, in der Politik. Das Gesellschaftssystem, das nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Welt überrannt hat, hat sich nun selbst festgefahren. Das System des brachialen Individualismus hat am Ende auch die Menschen verbrannt, in den „burn out“ getrieben. Das „jeder für sich und keiner für alle“ funktioniert nicht mehr.

Die grundsätzliche Lösung, die alle Probleme global bereinigen kann, liegt in der Hand der Menschen, aller Menschen. Wie man in Afrika richtig erkannt hat, werden viele kleine richtige Lösungen an vielen Orten am Ende ein gutes Ganzes schaffen. Je mehr Orte dieses erkennen und beginnen, umso schneller verbreitet sich die gute Lösung. „Der Mann, der den ersten Stein wegräumte, war derjenige, der den Berg abtrug“ besagt eine alte chinesische Weisheit. Dieses eben deshalb, weil er nicht allein blieb, weil am Ende die ganze Weltgemeinschaft zur Lösung beigetragen hat.

Im Energiebereich muss dieser Weg unbedingt so schnell als möglich beschritten werden, bevor Politik und Großkonzerne – nebst ihren Großbanken – neue Realitäten schaffen, die die Lösung wieder erschweren. Die vielen bisher geschaffenen Lösungen zeigen, dass dieser wirkliche Fortschritt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit erfolgen kann, weil es eben viele – koordinierte – kleine Schritte sind, die sofort ergriffen werden könnten. Nach bisherigen Schätzungen werden die Großen eine Lösung nicht vor 2050 zulassen wollen. „Wir sind schon da“, könnten da viele Menschen, Gemeinden, Städte und Regionen rufen. Laut einer Studie braucht es maximal 40% des Energiemarkts – natürlich erneuerbar – in Händen der Bürger, damit die großen Konzerne aufgeben müssen, ihre Marktmacht verlieren. Bisher ist die Hälfte des Weges fast geschafft.