Was die Dunkelheit mit uns macht, und wie wir Dunkelheit umarmen können.
Dieser Artikel wurde am 14. April 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Durch Lichtverschmutzung haben nur wenige von uns wirklich die Erfahrung gemacht, was es bedeutet, dass es draußen wirklich dunkel ist, und was Dunkelheit wirklich mit uns macht. Über die Jahre haben viele von uns gehört oder gelesen, dass es so etwas wie Lichtverschmutzung gibt.

Sie stört unser Hormonsystem und macht physiologisch alles mögliche mit uns. Auch wie wir die Nacht verlieren haben wir bereits berichtet. Viele von uns scheuen die Dunkelheit, weil sie unheimlich ist. Aber wie können wir lernen, uns wieder mit etwas mehr Dunkelheit anzufreunden? Und welche Vorteile kann sie haben?

Wenn es wirklich dunkel ist in der Nacht, dann ist der Sonnenaufgang umso beeindruckender. – Photocredit: pixabay.com/Dreamy_Photos

Auswirkung fehlender Dunkelheit

Neben den wissenschaftlichen Beobachtungen, welche physiologischen Auswirkungen die Dunkelheit auf uns hat, gibt es auch oft sehr auffällige Verknüpfungen zwischen Dunkelheit und Angst, und deren Folgeerscheinungen. Wenn es immer hell, oder zumindest nicht vollkommen stockdunkel ist, und wir, wenn doch, sofort irgendeine Form der Beleuchtung nutzen, dann bekommen wir das Gefühl von Kontrolle über unsere Angst vor Unsicherheit. Die Angst ist jedoch noch meist darunterliegend immer noch da.

Bedeutung von Dunkelheit

Wirkliche Dunkelheit erleben – und zwar nicht nur wenn man im Haus oder der Wohnung im Bett liegt und nichts anderes hört – kann ein entscheidender Faktor sein, die Angst vor Unsicherheit ein bisschen abzulegen. Wir erleben, dass uns in den meisten Fällen absolut gar nichts passiert. Dass Unsicherheit also nicht per se etwas schlechtes ist.

In der Nacht in der Natur lernen wir den Mond und die Mondphasen viel mehr zu Schätzen. – Photocredit: pixabay.com/rkarkowski

Außerdem lernen wir wieder, unsere anderen Sinne viel stärker zu schärfen. Sowohl unser Gehör, als auch unseren Tast-, Geruchs- und Orientierungssinn, sowie die räumliche Wahrnehmung. Und wir trainieren unser Erinnerungsvermögen, etwa wo welcher Gegenstand ist.

Dunkelheit ist natürlich

Als Menschheit haben wir sehr lange mit dem Feuer als einzige Lichtquelle gelebt. Wir konnten uns dennoch orientieren, nahmen die kleinen Lichtunterschiede in der Nacht besser wahr. Dabei wussten wir ganz genau über die Mondphasen Bescheid, weil der Mond ein integraler Bestandteil der Lichtquelle in der Nacht darstellt. Die Dunkelheit war nichts, wovor wir Angst hatten, weil uns jedes Geräusch, jeden Geruch und jede Position wo wir gerade waren auf eine Art vertraut war, dass wir genug Informationen hatten, nicht im Dunklen tappen zu müssen.

Wieder an Dunkelheit gewöhnen

Auch wenn wir etwa in einer Stadt mit Lichtverschmutzung leben, können wir dennoch es wieder erleben, die Dunkelheit kennen zu lernen, und uns daran zu gewöhnen. So können wir beispielsweise die Wohnung so stark abdunkeln, dass wir nur noch Silhouetten sehen oder sogar noch weniger. Wenn wir dann im Dunkeln durch die Wohnung gehen, einen Gegenstand suchen, oder etwas tun wollen, finden wir heraus, wie stark unsere anderen Sinne geschärft sind oder nicht. Auch das gehen mit verbundenen Augen kann in unterschiedlichen Situationen eine hilfreiche Übung sein.

In der Stadt ist es oft sehr schwer, unbeleuchtete, wirklich dunkle Stellen zu finden. – Photocredit: pixabay.com/PublicDomainPictures

Ein weiterer Schritt ist das weglassen von künstlichem Licht, sobald es draußen finster wird. Wir beleuchten unsere Wohnung nur noch mit Kerzenlicht, und beobachten, wie es sich verändert, was wir sowohl tagsüber als auch am Abend anders tun.

Der ultimative Schritt aber ist, an einem Ort, der wirklich noch dunkel wird in der Nacht, hinauszugehen, einen Spaziergang zu machen, oder sogar eine Nacht draußen im Wald zu verbringen. Und das, ohne überhaupt erst eine künstliche Lichtquelle mitzunehmen, damit wir nicht dazu verleitet werden, sie zu nutzen.

Wenn wir nur mit Kerzenlicht beleuchten, wählen wir möglicherweise ganz andere Tätigkeiteiten am Abend. – Photocredit: pixabay.com/Free-Photos

Fazit

Früher hat mir sowohl der Wald, als auch die Dunkelheit, und ganz speziell die Kombination, auf unterschiedlichen Ebenen Angst gemacht. Wer weiß, welche gefährlichen Dinge da auf mich lauern könnten? Aber durch das immer mehr Dunkelheit draußen erleben, und zuerst nur bei Vollmondschein, und später auch zu anderen Mondphasen oder Nachtzeiten, aktiv unterwegs zu sein, habe ich gelernt, diese Angst immer mehr abzulegen. Wir nehmen mehr wahr als wir denken. Denn natürliche Dunkelheit bedeutet nicht, ins 100% ungewisse zu gehen, sondern lediglich sich auf ALLE Sinne des Körpers einzustimmen, und so ein vollständigeres Bild der Situation zu bekommen.

Weiterführende Quellen

Lichtverschmutzung (Teil 1)
Lichtverschmutzung (Teil 2)
Wir verlieren die Nacht durch Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung durch Straßenbeleuchtung