Eine der lebendigsten Kindheitserinnerungen an meine Großmutter ist der einzigartige Geruch von Quitten. Sie zog sie an der warmen, weißen Gartenmauer im Spalier.

Stets war die Quitte eine Augenweide, die großen weißen Blüten, das satte, standhafte, rauchige Grün der Blätter und die exotischen, strahlend gelben Früchte, die sie uns jedes Jahr in rauen Mengen schenkte. Die waren noch auf der Bank der sonnseitigen Fenster eine Augenweide, wenn es draußen kalt geworden war und Oma sie zum letzten Reifen nach drinnen genommen hatte. 

Wie Äpfel und Birnen ist die exotische Quitte ein Rosengewächs. Dass sie ihre Heimat eigentlich in wärmeren Gefilden – Syrien, Kaukasus, Türkei – bedingt, dass sie Kälte nicht allzu gut verträgt, doch eine wärmespeichernde Mauer oder ein geschützter Winkel reichen ihr, um gut zu gedeihen. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen, schon die Babylonier schätzten sie 6000 Jahre vor unserer Zeit. Arbeit macht die Quitte kaum, selten gießen, kein Beschnitt, pflegeleichtes Holz sind ihr Vorzüge und natürlich die delikaten Früchte. Wenn ihre Schale goldgelb zu schimmern beginnt und der Flaum ihrer Haut dicht ist, ist sie reif. Roh ist die Quitte hart und sauer, zu Kompott oder Gelee (Quittenkäs) gekocht hingegen ist sie herrlich, eine Mixtur aus dem Duft von Apfel, Rose und Citrus. Bei überreicher Ernte lässt sie sich auch zu köstlichem Fruchtsaft pressen und wer über passende Gerätschaften verfügt kann famosen Schnaps und Perlwein aus ihr fabrizieren. Nur in heißen Ländern lassen sich Quitten kultivieren, die, wie die Shirin, roh genossen werden können.

Die Quitte ist über ihre exquisiten Aromen hinaus äußerst gesund. Sie enthält reichlich Vitamin C und A, Zink, Kalium, Natrium und Kupfer, Eisen und Mangan, ja sogar Fluor. Ihr Duft tut der Seele gut, lindert Schwäche und Müdigkeit und schmückt die Wohnräume in der dunklen Zeit. Bei passender Temperatur, ca. 15 Grad, lässt sie sich monatelang lagern und uns die kalten Wintermonate leichter ertragen.


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