Geothermie als Grüne Wärmezukunft: Karl Gruber (Geschäftsführer Wien Energie), Peter Hanke (Stadtrat) und Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung) präsentieren (v.l.n.lr.) die Pläne für Wiens erste Tiefengeothermie-Anlage. Fotocredit: © Wien Energie/Christian Hofer
Geothermie als Grüne Wärmezukunft: Karl Gruber (Geschäftsführer Wien Energie), Peter Hanke (Stadtrat) und Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung) präsentieren (v.l.n.lr.) die Pläne für Wiens erste Tiefengeothermie-Anlage. Fotocredit: © Wien Energie/Christian Hofer
Hast du schon einmal von Geothermie gehört? Wien Energie hat kürzlich Pläne für eine Tiefengeothermie-Anlage vorgestellt, die schon 2026 rund 20.000 Haushalte in der Hauptstadt mit Grüner Wärme versorgen soll.
Dieser Artikel wurde am 12. Dezember 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die tiefste U-Bahnstation Wiens liegt 30 Meter unter der Erde. Noch tiefer als diese U1-Station Altes Landgut wird künftig mit 35 Metern Tiefe nur die neue U2/U5-Station in der Neubaugasse liegen. Gegen das geplante Vorhaben von Wien Energie sind diese Tiefen allerdings Kinkerlitzchen. Denn die Pläne, die der größte Energieversorger des Landes gerade vorgestellt hat, spielen sich hundert mal tiefer unter der Erde ab.

Im kommendem Jahr beginnen in Aspern die Arbeiten für die erste Geothermie-Anlage der Stadt. Bei dieser Art der Energiegewinnung wird Wärme genutzt, die in der Erdkruste gespeichert ist. Nicht zu verwechseln ist dieses Verfahren mit der Erdwärme. Sie nutzt zwar ebenso die natürliche Wärme, die im Boden gespeichert ist. Allerdings handelt es sich dabei um eine oberflächennahe Nutzung in Tiefen zwischen 100 und 300 Metern. 

Geothermie bewegt sich in tausenden Metern Tiefe

Für die Geothermie bewegt man sich allerdings noch wesentlich weiter in die Erde, in der es pro 100 Metern Tiefe in Europa rund drei Grad wärmer wird. Für das Geothermie-Projekt von Wien Energie sind das konkret rund 3.000 Meter. Bohrungen müssen also etwa drei Kilometer in die Tiefe vorgenommen werden, um Zugang zum Thermalwasser zu erhalten, das für die erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens genutzt werden soll.

Dieser „Schatz aus der Tiefe“ bietet die Möglichkeit der CO2-neutralen und erneuerbaren Wärmegewinnung. Im Gegensatz zur Solarenergie, die nur untertags Energie erzeugen kann, und zur Windkraft, die auf entsprechende Windstärken angewiesen ist, kann aus Thermalwasser erzeugte Energie, rund um die Uhr, zu jeder Zeit im Jahr, sowie landschaftsschonend und emissionsfrei gewonnen werden.

Beim Thermalwasser handelt es sich noch dazu um eine nach menschlichem Ermessen unerschöpfliche Ressource, mit der man in der Lage sein wird, bis 2030 in Wien etwa 125.000 Haushalte mit Wärme zu versorgen. Das wären rund 20 Prozent der gesamten Fernwärme-Erzeugung in der Stadt und das entspricht wiederum einer CO2-Ersparnis von 325.000 Tonnen im Jahr!

So funktioniert’s: Bei der Geothermie wird die Wärme des Thermalwassers an der Oberfläche genutzt und das Wasser später wieder dem ursprünglichen Vorkommen zugefügt. Infografik: © Wien Energie/APA-Auftragsgrafik 
So funktioniert’s: Bei der Geothermie wird die Wärme des Thermalwassers an der Oberfläche genutzt und das Wasser später wieder dem ursprünglichen Vorkommen zugefügt. Infografik: © Wien Energie/APA-Auftragsgrafik

Regenerativer, erneuerbarer Kreislauf dank Geothermie

Doch wie genau funktioniert das Geothermie-Konzept von Wien Energie? Kommendes Jahr beginnen die Vorarbeiten für die Bohrungen am Rande der Seestadt Aspern. Schon 2024 soll damit begonnen werden können, die ersten Erkundungsbohrungen in bis zu 3.000 Metern Tiefe durchzuführen.

Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse werden Aufschluss darüber geben, welche exakte thermische Leistung von der Tiefengeothermie-Anlage am entsprechenden Standort tatsächlich zu erwarten ist. Derzeit rechnet man damit, in Wien Aspern ab 2026 klimaneutrale Fernwärme mit bis zu 20 Megawatt erzeugen zu können. Im gleichen Jahr sollen bereits rund 20.000 Haushalte von der Grünen Wärme aus der Erde profitierten.

Wien Energie setzt dabei auf ein System, das als „Hydrothermale Dublette“ bezeichnet wird: Mittels einer Förderpumpe wird Thermalwasser aus bis zu 3.500 Metern Tiefe über eine Bohrung nach oben transportiert. An der Oberfläche wird aus dem Wasser Wärme entnommenen und ins Fernwärmenetz eingespeist. Mittels Wärmetauscher gelangt das Thermalwasser etwa 4 Kilometer weiter wieder zurück ins ursprüngliche Thermalwasservorkommen. Damit bildet die Tiefengeothermie einen geschlossenen und vor allem regenerativen Kreislauf. 

Quelle: blog.wienerlinien.at / Fotocredit und Infografik: © Wien Energie/Christian Hofer – Wien Energie/APA-Auftragsgrafik


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