“Im Schnitt kommen auf jeden Österreicher etwa 400 Tonnen an Rohstoffen, die in Gebäuden, der Infrastruktur oder in Industrieanlagen gebunden sind”, sagt Helmut Rechberger, Professor für Ressourcenmanagement an der Technischen Universität Wien, in der Tageszeitung “Die Presse” vom 4. Juni.
Dem Bericht zufolge fallen neben Steinen, Beton und Ziegel pro Kopf fünf bis zehn Tonnen Eisen oder Stahl, je eine Tonne Aluminium und Kunststoff und 250 bis 300 Kilogramm Kupfer an. Solche Daten werden neuerdings unter dem Fachbegriff “Urban Mining” erhoben. Denn Recycling funktioniert nicht nur mit Getränkedosen und Papier.
“Die zunehmende Rohstoffknappheit wird uns dazu zwingen, neben dem traditionellen Recyclingmaterial auch ganze Städte, Siedlungen oder die Infrastruktur als Materialrücklagen zu begreifen”, warnt Rechberger in der Presse.
Urban Mining
Urban Mining steckt noch in den Kinderschuhen. Erfolgreich wird Recycling bisher nur bei Verpackungsmaterial betrieben. Dabei steht Österreich dafür sehr gut da. Im vergangenen Jahr wurden 835.000 Tonnen Verpackungen aus Glas, Kunststoff, Metall und Holz gesammelt, was einen neuen Rekordwert darstellt. 86% dieser Rohstoffe können wiederverwertet werden.
Ein besonders ergiebiges Feld für die Wiederverwertung ist allerdings Bauschutt. Die EU schreibt vor, dass bis 2020 mindestens 70% der Bau-Erstmasse, die bei Abbrüchen und Sanierungen gewonnen wird, wiederverwertet werden muss.
Wertvolle Rohstoffe als Abfall
Der Umweltschutzgedanke findet hier kräftige Unterstützung durch wirtschaftliche Überlegungen. Ein gutes Beispiel sind Elektronik-Bauteile. Die dafür nötigen Rohstoffe werden teuer importiert, der Elektronik-Schrott derzeit allzu oft in jeder Hinsicht bedenkenlos in Afrika entsorgt. Das ist einerseits ein schmutziges Spiel: Was für Europäer Müll ist, wird teilweise Afrikanern als Second-Hand-Ware verkauft, um das weltweite Exportverbot von Elektronikmüll zu umgehen und die enthaltenen Giftstoffe einfach loszuwerden, berichtet Greenpeace immer wieder. Andererseits bedeutet es, dass seltene, wichtige Metalle wie Indium, Beryllium, Gallium oder Germanium praktisch niemals wiederverwertet werden. Selbst wenn sie nicht nach Afrika geschafft werden: Sie aus alten Elektrobauteilen zu extrahieren zahlt sich scheinbar einfach nicht aus. Dadurch wächst aber die Abhängigkeit von Exporteuren – zuvorderst China.
Um eine Wiederverwertung zu unterstützen, müsste man freilich schon beim Design ansetzen, um die Trennung in einzelne Bestandteile einfacher zu gestalten. Am Joanneum in Graz experimentieren Forscher auch mit neuen Technologien, um Materialien voneinander zu trennen. Das Verfahren der Gefrierkonzentration etwa basiert darauf, dass verschiedene Inhaltsstoffe im Wasser auch unterschiedlich kristallisieren. Bei Kupfer, Nickel und Weinsäure bieten sich da sinnvolle Einsatzmöglichkeiten in der Industrie.
In der Wiederverwertung von bislang übersehenen Rohstoffen überall rund um uns herum steckt großes Zukunftspotenzial.
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