Wasserkraft kann viele Formen annehmen. Recycling auch. Beim Karneval in Rio ist es gelungen, beides zu verbinden.
Dieser Artikel wurde am 12. März 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Der Karneval in Rio ist bekannt für ausgefallene Ideen und viel Phantasie. Das beweisen die Brasilianer aber nicht nur durch Kostüme und bunte Festwagen. Eine mindestens genauso prachtvolle Idee ist die, den enormen Umsatz an Getränken in nützliche, erneuerbare Energie zu verwandeln.

Zwei Millionen Menschen nutzen jeden Tag am Karneval in Rio um zu feiern, zu tanzen, zu trinken – und zwischendurch auf die Toilette zu gehen. 16.200 chemische Toiletten werden zum Karneval vorsorglich aufgestellt. Problematisch ist dabei: viele gehen trotz allem eben nicht auf die Toilette, sondern irgendwohin.

Positiv verstärken statt strafen

Im vergangenen Jahr hat die Polizei begonnen, “Wild-Pinkler” vorübergehend festzunehmen. Heuer versuchten es der Kulturverein AfroReggae, der am Karneval in Rio beteiligt war, und die PR-Agentur JWT Brazil lieber mit positiver Verstärkung: Unter dem Motto “Je weniger du auf die Straße pinkelst, desto mehr Power hat die Party” lockten sie an spezielle Urinale mit Wasserturbinen.

Wasserkraft im Urinal

Der Trick: Der Urin generiert Elektrizität. Der Strahl treibt die Turbinen an, genau wie es bei klassischen Wasserkraftwerken am Ablaufrohr aus einem Stausee oder einer Staustufe funktioniert. Die so entstehende Elektrizität wird in Akkus gespeichert – und diese Akkus betreiben dann die Festwagen von AfroReggae.

Erfolg?

Es ist ein Ansatz mit Witz, der sein Hauptziel jedenfalls erreicht – Aufmerksamkeit und Problembewusstsein zu schaffen. Und mögliche Lösungswege aufzuzeigen. Mitten in der größten Party der Welt.

Dass die Initiative auf einen Schlag die Straßen Rios “reingewaschen” oder den Karneval zu einem nachhaltigen Event gemacht hätte, darf man nicht erwarten. Erfolgreich ist die Idee trotzdem. So erfolgreich, dass diskutiert wird, sie in größerem Rahmen und mit mehr, viel mehr Turbinen-Toiletten zu wiederholen.

Denn 2014 ist Brasilien Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft. Und 2016 finden die Olympischen Sommerspiele hier statt. Beide Großveranstaltungen werden den Urin in Strömen fließen lassen… und viele, viele Akkus aufladen.

Strom aus Urin in Afrika
Im Sitzen Energie erschaffen
Versenkbare Wasserkraft